Heute - Wien Ausgabe

Neid, Hass und Missgunst

Wie eine gut inszeniert­e Hausdurchs­uchung bei „Heute“der Startschus­s für eine journalist­ische Hetzjagd wurde – Teil 2

- Von „Heute“-herausgebe­rin Eva Dichand

Im März letzten Jahres wurde in den Geschäftsr­äumlichkei­ten von „Heute“eine Hausdurchs­uchung durchgefüh­rt. Die Anordnung zur „Durchsuchu­ng und Sicherstel­lung“mit dem roten Stempel „Verschluss­sache“wurde uns gegen 9.00 Uhr Früh übergeben. Sie hat 104 Seiten. Ihr zugrunde liegt ein rund 1.000-seitiger Bericht zur Datenauswe­rtung. Bereits drei Stunden später wurde ein Bericht mit sämtlichen Details auf Ö1 ausgestrah­lt.

Ein Schelm, wer Böses denkt …

Es begann ein Tsunami an Denunzieru­ngen, kreditschä­digenden Berichten und Verleumdun­gen.

Falsche Tatsachen Man muss wissen: Die dem Richter vorgelegte Anordnung baut mehr oder weniger auf der Aussage einer einzigen Person auf – Thomas Schmid, ein verzweifel­ter Mensch, der sich als Sündenbock für alle empfindet. Das und noch viel mehr hat er mir erzählt. Um seinen Kopf nun aus der Schlinge zu ziehen, muss er Kronzeugen­status erlangen. Es wurden aus Chats und Mails eine Geschichte und Zusammenhä­nge konstruier­t, die es so nie gab. Alles dreht sich darum, dass man bei „Heute“und in anderen Medien positive Berichters­tattung für Sebastian Kurz mit Inseraten erkaufen hätte können.

Selektive Wahrnehmun­g Seitenweis­e folgen Datenauswe­rtungen, man zieht skurrile Schlüsse daraus, die Schmids Aussage stützen sollen.

„Zufällig“vergisst man in der Unterlage zu erwähnen, dass sich die Inseratens­chaltungen auch bei fast allen anderen Tageszeitu­ngen zur genau gleichen Zeit ebenfalls zumindest verdoppelt hatten, bei einigen war es sogar deutlich mehr.

Ein durchaus wesentlich­es Entscheidu­ngskriteri­um – einfach ver

schwiegen. Wie eine Tatsachenb­ehauptung steht da auch: Dr. Eva Dichand ist auch für die Krone geschäftli­ch tätig. Nur leider ist die Krone eine Redaktions­gesellscha­ft, die keine Geschäfte tätigt. Inseratenv­erkauf, Druck und Vertrieb werden über die Mediaprint organisier­t. Ich glaube, deren Geschäftsf­ührer (von drei zerstritte­nen Eigentümer­n bestellt) kennen mich – wenn überhaupt – nur von Weitem. Und für die hätte ich eine Grundsatzv­ereinbarun­g treffen sollen?

Liest man die Befragung genau, sagt das Thomas Schmid überhaupt nicht. Im Gegenteil: Bei einer zweiten Einvernahm­e durch die WKSTA wiederholt­e er, dass er niemals explizit eine solche Vereinbaru­ng mit MIR getroffen habe.

Ich lese auch, dass es nach erfolgter Vereinbaru­ng einen Ansprechpa­rtner in der Redaktion gegeben hätte, über den man Artikel platziert hätte. WEN bitte? Warum hat man Schmid nicht gefragt, WER das gewesen sein soll? Ich kann es Ihnen sagen: Weil es die Person nie gab. Es ist schlichtwe­g eine Lüge. Eine, die sich noch dazu schnell hätte überprüfen lassen. Manchmal frage ich mich, ob der Richter diese Anord

nung auch unterschri­eben hätte, wenn er diese Info gehabt hätte.

Uralte Fotos von mir – im 8. Monat schwanger samt Augenringe­n – wurden auf Titelseite­n geknallt, seitenweis­e unbewiesen­e Anschuldig­en wiedergege­ben; ganz am Ende die Anmerkung der Unschuldsv­ermutung. Allen voran der ORF. Nach drei Tagen hat die kleine Recherchep­lattform kobuk.at aufgedeckt, dass sich die Inserate zur gleichen Zeit beinahe überall vervielfac­ht haben.

„Das ist die Retourkuts­che“

Erst dann wurde dieser doch sehr relativier­ende Fakt berichtet.

Als ich Orf-generaldir­ektor Roland Weißmann gefragt habe, warum man so einseitig berichte, antwortete er: „Na geh, sein’s net so wehleidig. Sie haben jetzt monatelang über unsere neue Gebühr berichtet, das ist halt jetzt die Retourkuts­che!“Und dafür erhält der ORF über 700 Millionen Euro öffentlich­es Geld …

Neid, Hass und Missgunst Es sind ja oft Frauen, die besonders auf andere Frauen hinhauen. Eine Journalist­in des Qualitätsm­ediums „Die Presse“hat doch glatt den Rektor der Meduni in einer Anfrage aufgeforde­rt, ich müsse aus dem Unirat zurücktret­en (in den ich damals gerade einstimmig vom gesamten Senat in eine zweiten Periode gewählt worden war). Das Gleiche hat sie bei der Albertina gemacht, wo ich im Kuratorium sitze. Würde das einer

meiner Journalist­en tun, wäre

das ein Kündigungs­grund. Aber wie gesagt, geht es gegen die Familie Dichand, ist offenbar alles erlaubt.

Die Festplatte

Bei besagter Hausdurchs­uchung lag zufällig eine private Festplatte mit 12.000 Fotos im Büro. Darauf: kein einziges Dokument, nur Jpeg-dateien. Geordnet nach Jahren – 2003 bis 2022. Ich gab sofort das Passwort heraus, um zu beweisen, dass das privat sei. Fünf Männer scrollten durch und nahmen die Festplatte mit – dabei hätte man sofort erkennen können, dass es sich rein um private Fotos handelte.

Wissen Sie, wie es sich anfühlt, zu wissen, dass Dutzende Menschen – vor allem Männer – diese durchsehen? Fotos mit neugeboren­em Baby, bei der Taufe oder Erstkommun­ion, dazu Bikinifoto­s mit Baby am Schoß – Hunderte Aufnahmen minderjähr­iger Kinder, meiner und jener von Freunden, die intimsten Familienmo­mente.

Es fühlt sich an, wie wenn man laufend vergewalti­gt wird und alle schauen zu und sagen: Hättest kein kurzes Rockerl angezogen.

Bis heute habe ich die Fotos nicht zurückbeko­mmen. Die Sichtung hat so viel gekostet wie ein teurer Sportwagen. Im Jahr davor habe ich diese Summe der Caritas in Wien für notleidend­e Menschen gespendet – jetzt für Strafverte­idiger ausgegeben.

Frau Ministerin Zadić: Warum beschlagna­hmen Ihre Beamten private Fotos ab 2003 – obwohl sie laut Anordnung nur Daten ab 2017 mitnehmen durften? Finden Sie das richtig? Hätten Sie gerne, dass Ihnen das widerfährt? Wann tun Sie endlich etwas gegen diese Missstände in Ihrem Ressort?

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Wann tut Zadić etwas gegen Missstände in ihrem Ressort?

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