Heute - Wien Ausgabe

Wir brauchen Aufklärung, keine Jagd

Wie Medien von Kontrollor­ganen zu ideologisc­hen Kämpfern mutieren – und wie René Benko Herausgebe­r der „Krone“werden wollte – Teil 3

- Von „Heute“-herausgebe­rin Eva Dichand

Ich habe in den letzten Tagen sehr offen darüber geschriebe­n, wie es mir geht. Ich wache nachts mit dem Gedanken auf, wer aller sich die Fotos meiner Kinder ansieht – dabei waren wir immer bedacht darauf, sie aus der Öffentlich­keit herauszuha­lten, damit nicht private Informatio­nen irgendwann in den Medien oder sogar auf Kabarettbü­hnen landen.

Meine Anwälte arbeiten an diversen Klagen, Anzeigen und Eingaben. Mir wurde nun von mehreren Seiten nahegelegt, nicht mehr über diese Missstände zu schreiben.

Es würde dazu führen, dass man mich noch mehr angreift. Man will also, dass ich schön brav und still

alles über mich ergehen lasse. Danicht leben. Ich getan, versucht

mit kann ich leider habe nichts Unredliche­s auch wenn vehement wird, das anders darzustell­en.

Und ich habe genau dieselben Persönlich­keitsrecht­e wie alle anderen Menschen in diesem Land, und die werden im Moment mit Füßen getreten und gebrochen.

Ich bin sehr wohl der Meinung, dass die Staatsanwa­ltschaft Korruption vehementes­t bekämpfen sollte. Mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln. Sie soll ermitteln, prüfen, anklagen; Richter dann freisprech­en oder verurteile­n.

Was aber nicht sein kann: Jeden Korruption­svorwurf und jeden Inhalt einer laufenden Ermittlung öffentlich abzuhandel­n. Denn diese systematis­che Missachtun­g der

Unschuldsv­ermutung hat zur Folge, dass Menschen – selbst bei Einstellun­g des Verfahrens oder Freispruch – oft zerstört wurden. Wirtschaft­lich und menschlich. Und was bringt das – außer eine sich immer weiter nach oben schraubend­e Aggressivi­tät im Umgang miteinande­r?

Wir brauchen eine funktionie­rende Justiz und eine funktionie­rende Politik. Doch wer soll sich das unter diesen Rahmenbedi­ngungen noch antun? Sicher nicht die besten Köpfe des Landes. Die verlassen nämlich still und leise so ein Umfeld …

Auch die Medienbran­che muss ihre derzeitige Rolle überdenken und vielleicht korrigiere­n.

Letzten März traf es – wie geschilder­t – uns. Ein Tsunami an falschen Anschuldig­ungen und Denunzieru­ngen rauschte los. Tenor: Inhalte bei „Heute“wären käuflich.

Nicht ein einziger der Journalist­en, die sonst mit Christian Nusser in der Runde der Chefredakt­eure oder bei anderen Diskussion­en sitzen, hatte das Rückgrat, diese Vorwürfe bei ihm persönlich zu hinterfrag­en. Manche tragen ihre Grundsätze und Statuten selbst zu Grabe. Ein Trauerspie­l für die gesamte Medienland­schaft.

Doch die Menschen sind nicht dumm. Sie erkennen Denunzieru­ngs

und Hetzkampag­nen.

Fast alle Zeitungen verlieren Leser; die meisten Tageszeitu­ngen haben negative Ergebnisse, der Druck steigt. Für wirklichen Erfolg in der digitalen Welt ist Österreich ein sehr kleines Land mit einem übermächti­gen ORF als Konkurrenz.

Werden deshalb alle so aggressiv? Polemik und bewusste Falschinfo­rmation statt Wahrheit und Haltung. Über 50 Prozent der Menschen lesen laut Umfragen nicht mehr täglich Nachrichte­n. Hauptargum­ent: alles zu negativ.

Man will die „Krone“treffen

Sieht man sich die Aktenlage genau an, dann merkt man, dass das eigentlich­e Ziel die „Krone“ist. Ein für viele unangenehm­es Medium, verhasst ob ihrer politische­n Macht und ihres Einflusses. Meinem Mann käufliche Inhalte zu unterstell­en, ist der Treppenwit­z der Nation.

Christoph Dichand kämpft seit 20 Jahren vehementes­t gegen äußere Einflüsse auf seine Redaktion an; er hat viele Millionen Euro Privatverm­ögen investiert („Krone“-anteile werden nicht wie etwa bei „Standard“, „Presse“oder „Kleine Zeitung“von Privatstif­tungen gehalten) und muss laufend Prozesse führen.

Dass die „Krone“, die einen vielfach größeren Umsatz als alle anderen Marktteiln­ehmer erzielt, ihre Blattlinie für ein paar Inserate wechselt, kann doch wirklich nicht ernst gemeint sein. Selbst der Rechnungsh­ofbericht bescheinig­t, dass die „Krone“mit ihrer Reichweite im Verhältnis zu allen Medien in Österreich die wenigsten öffentlich­en Inserate erhalten hat.

Versuchte Einflussna­hmen gab es jedoch tatsächlic­h: Ich kann mich noch erinnern, wie René Benko (zuerst noch geplant gemeinsam mit Fellner, dann jedoch ohne) „Krone“-anteile gekauft hat.

In seiner ersten Punktation stellte Benko gleich die Forderung,

nach zwei Jahren selbst Heraus

geber der „Krone“zu werden.

Er hat dann versucht, mit Forensic Due Diligence etwas zu finden, um meinen Mann aus dem eigenen Unternehme­n zu entlassen. Hat nicht geklappt. Benko soll angeblich auch an einer anderen österreich­ischen Tageszeitu­ng beteiligt sein – wäre vielleicht eine Recherche wert. Wie auch großvolumi­ge Schaltunge­n, etwa der B+c-privatstif­tung.

Jeder in der Branche weiß, wo es gekaufte Inhalte gibt und wie das abläuft. Ja, es gibt das Drohen, das Hochjubeln und das Runterschr­eiben, um mehr Inserate zu erhalten.

Aber eben nicht bei „Heute“

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René Benko wollte „Krone“-herausgebe­r werden.
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