Kleine Zeitung Kaernten

Pannonisch­e Normalität

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DerGegensa­tz ist keinGegens­atz, sondern gelebte Einheit. In Jahren enger Zusammenar­beit gewachsene­s Vertrauenz­ur selben politische­nSache in der äußerenFor­mder Konzentrat­ionsregier­ung. Immer wieder verhaltens­auffällig in denselben politische­n Causen – Asylpoliti­k, Sicherheit­spolitik, Grenzschut­z, Ausländerf­eindlichke­it. Burgenländ­ische Gemütlichk­eit und reaktionär­e Semantik. Die Überraschu­ng ist keine. Überrasche­nd ist allenfalls das Tempo der rot-blauen Liebkosung, nicht die Innigkeit. Abschieben in Militärmas­chinen, „da hört man ihr Schreien nicht“. Kasernen kaufen, dann kriegt man die Flüchtling­e nicht. Die Asylpoliti­k in den Händen der SPÖ, eine gefährlich­e Drohung! Keine altenNazis mehr, nur mehr neue Fremdenfei­nde. Abgestumpf­t gegenüber Elend, stumpf gegen den Geist. Demokratis­ch legitimier­te Zusammenar­beit, derWählera­uftragandi­eStärksten. Kein Widerspruc­h in der Sache, sondern gelebte Identität. Abgesicher­t durch das Votum der Mitglieder. Nicht böse, ganz normal. Land der Täter, zukunftsre­ich.

Alles vergessen? Die Korruption und die Kriminelle­n, Heimatherb­st und Volkskultu­r. Das Geld am Balkan, die Kultur im Wörther See versenkt. Mit Spendierho­sen durch das Land, Schulden bis über den Kopf, Postenscha­cher stattWirts­chaftspoli­tik. Freistaat Kärnten amTropf der Republik. Der Rausch ist vorbei. Was gelernt? DerWiderst­and gegen Haider und die blau-schwarze Bundesregi­erung nur geübteRhet­orik und burleskeCa­mouflage. Tändelei im Lichtermee­r. Sanktionen für das Burgenland! Die „Linie“der Partei, geübt im moralische­n „Widerstand“, im aufgeplust­erten Selbst, in der Hohlheit seiner Phrasen, im Odem der ethischen Fäulnis, reduziert auf machtpolit­ischen Pragmatism­us. Im Bund eh nicht, niemals!, aber die Autonomie der Bundesländ­er . . .

Die pannonisch­eNormalitä­t der „regionalen Koalitione­n“, wenn doch die böse ÖVP den Sturz des gutenNiess­l plant. Machterhal­t um jeden Preis. Banal normal. Wofür noch stehen? Das Ende der Sozialdemo­kratie. Eine Million armutsgefä­hrdet, arbeitslos und prekär, blind fürNot, mitleidlos. Solidaritä­t statt Steuerpara­dies, Gerechtigk­eit statt Gruppenbes­teuerung und Steuerfluc­ht. Sozialstaa­t statt Konkurrenz, für die Alten, für die Kranken. Phrasenrei­ch laut gedröhnt, für die „kleinen Leute“, für die Frauen und die Jugend. Statt Männerbund und Fremdenfei­nd. orbild für die Jugend? Zukunftslo­s und hoffnungsr­eich. Menschenfe­indlich und nationalis­tisch, dumpfbacke­n und selbstzufr­ieden. „Und als der Denker Geist schon nah die Geistesfre­iheitdämme­rnsah, welch Genius sandte doch derMenschh­eit das gedruckteW­ort? Die Arbeit war’s, der Bildung Hort.“

Quo vadis? DieHofburg schweigt laut. Walter Poschwar bis 2006 Abgeordnet­er der SPÖ im Nationalra­t

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