SO DENKEN SIE DARÜBER „Das ganze System ist bedroht“
Was braucht Griechenland? Eine eigene Währung, eine andere Regierung, einen Schuldenschnitt, weitere Hilfspakete? Unsere Leser gehen mit der Politik, aber auch mit den Experten hart ins Gericht.
Die Euro-Gruppe hat Griechenland in den letzten fünf Jahren in offensichtlicher Übereinstimmung mit den jeweiligen Regierungen durch die neoliberale Ausrichtung der Wirtschaftspolitik so nachhaltig ruiniert, dass die griechische Tragödie unausweichlich scheint. Statt offensiver Strukturreformen wurden die Bürger durch den ri- gorosen Sparkurs sozial stranguliert, das Gesundheitswesen auf das Niveau eines Entwicklungslandes zurückgefahren. Die Steuereinnahmen als Grundlage für die Finanzierung des Staates und damit auch für Bedienung der Kredite stiegen aber nicht wie erwartet, weil man keine wirtschaftspolitischen Impulse setzte. Nicht einmal die Superreichen durften zur Kasse gebeten werden. Warum schob die EU der Steuerflucht keinen Riegel vor?
Wo war Hans-Werner Sinn in all diesen Jahren, wo waren sie, die obergescheiten Berater, Wirtschaftsprofessoren und Kommentatoren, die heute genau wissen wollen, dass der Staatskonkurs das Beste für die Griechen sei, aber seelenruhig zugeschaut haben, wie dieses Land den Bach hinuntergegangen ist. Man ist geneigt, sie alle für sich geistig in die Wüste zu schicken und die Denkfabriken mit ihrem neoliberalen Output zu ignorieren. Noch nie wurde so viel „beraten“, aber noch nie war Politik auf allen Ebenen von so geringer sachlicher Kompetenz und sozialem Einfühlungsvermögen getragen.
Erhard Vallant, Klagenfurt