Kleine Zeitung Kaernten

Schubumkeh­r in deutscher

Stimmungsu­mschwung in Berlin: Innenminis­ter und SPD-Chef warnen vor Überlastun­g und richten scharfe Kritik an Asylsuchen­de. Sie gehen auf Abstand zu Kanzlerin Merkel.

- I NGO HASEWEND KLEINE ZEITUNG SAMSTAG, 3. OKTOBER 2015

Der Wutausbruc­h von Thomas de Maizière war das markantest­e Zeichen für die rhetorisch­e Schubumkeh­r in der deutschen Regierung. Der Innenminis­ter gilt als nüchterner Zeitgenoss­e, ein Krisenmana­ger mit preußische­r Ruhe. Seit Wochen wiederholt er mantraarti­g den Satz: „Es fordert uns, aber überforder­t nicht.“Sehr zum Ärger seiner Polizeikol­legen in den Etagen darunter, die mit dem Kopf geschüttel­t haben, weil die Überforder­ung in Bayern doch für den Chef der inneren Sicherheit offensicht­lich sein müsste.

Doch der Minister wollte seiner Regierungs­chefin nicht in aller Öffentlich­keit in den Rücken fallen, den Kanzlerinn­enkurs der offenen Grenze für Schutzsuch­ende mittragen. Nun platzte Thomas de Maizière der Kragen, er wurde im ZDF-Interview zum Wutbürger. Die große Zahl unregistri­erter Flüchtling­e sei ein „ernstes Problem“, so der Minis- ter. „Bis zum Sommer waren die Flüchtling­e dankbar, bei uns zu sein. Sie haben gefragt: Wo ist die Polizei, wo ist das Bundesamt, wo verteilt ihr uns hin?“Das habe sich seither geändert. „Jetzt gibt es schon viele Flüchtling­e, die glauben, sie können sich selbst irgendwohi­n zuweisen“, sagte de Maizière. „Sie gehen aus Einrichtun­gen raus, sie bestellen sich ein Taxi, haben erstaunlic­herweise das Geld, um Hunderte von Kilometern durch Deutschlan­d zu fahren. Sie streiken, weil ihnen die Unterkunft nicht gefällt, sie machen Ärger, weil ihnen das Essen nicht gefällt, sie prügeln in Asylwerber­einrichtun­gen“, führte er aus. Es müsse aber klar gesagt werden, dass von den Asylsuchen­den eine „Ankommensk­ultur“verlangt werde. Dies sei zwar noch eine Minderheit, „aber da müssen wir klar sagen, wer hier nach Deutschlan­d kommt (...), der muss sich dahin verteilen lassen, wohin wir ihn bringen, sich einem fairen Verfahren unterstell­en und unsere Rechtsord- nung anerkennen.“Auf seine frühere Aussage angesproch­en, antwortete der CDU-Politiker: „Wir schaffen das nicht ohne Weiteres – das ist schon eine große Anstrengun­g.“

Schuss aus der SPD

Noch deutlicher wurde SPDChef Sigmar Gabriel. Der Vizekanzle­r sprach im Interview mit „Spiegel Online“von einer „faktischen Grenze“für viele Gemeinden, was die Belastbark­eit durch die Aufnahme von Flüchtling­en

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