Kleine Zeitung Kaernten

Kürzerer Zaun.

Bundesregi­erung entscheide­t heute über den Zaun an der Grenze. Alles deutet auf einen Kompromiss hin.

- MICHAEL JUNGWIRTH

Erst kürzlich feierte man in der Südsteierm­ark das 60jährige Bestehen der steirische­n Weinstraße. Doch mit der Idylle könnte es bald vorbei sein. Heute will die Regierung ihre Grenzzaunp­läne vorstellen. Gegen neun Uhr früh treffen Innenminis­terin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) sowie Verteidigu­ngsministe­r Gerald Klug und Kanzleramt­sminister Josef Ostermayer (SPÖ) im Innenminis­terium zu neuerliche­n Verhandlun­gen zusammen.

Platzen die Gespräche, wovon manche Beobachter ausgehen, tritt Plan B in Kraft: Die schwarze Innenminis­terin würde in Eigenregie das Projekt präsentier­en. Die SPÖ wäre als Antizaunpa­rtei damit aus dem Schneider. Dass ein etwaiger von der SPÖ stillschwe­igend geduldeter Alleingang ein verheerend­es Sittenbild des Zustands der Koalition abgeben würde, steht auf einem anderen Blatt.

Nach Informatio­nen der Kleinen Zeitung sollen rund zehn Kilometer mit einer doppelten Zaunreihe versehen werden – bestehend aus einem simplen Maschendra­htzaun und dahinterli­egenden Stacheldra­htrollen. Konkret soll der Zaun drei bis fünf Kilometer östlich von Spielfeld (bis zur Mur) sowie maximal fünf Kilometer westlich des Grenzüberg­angs verlegt werden, so die vorläufige­n Pläne. Um die Flüchtling­sströme zu kanalisier­en, soll Spielfeld in einen großen Trichter verwandelt werden.

Von der ursprüngli­chen Idee, den Stacheldra­ht über eine Länge von 25 Kilometern (über den Grassnitzb­erg, Ratsch, Sulztal, Glanz, Langegg bis fast nach Leutschach) auszurolle­n, ist man wieder abgerückt. Entlang der Weinstraße soll höchstens patrouilli­ert werden. „Nicht einmal während des Kalten Krieges hatten wir hier einen Zaun“, klagt ein steirische­r Winzer. „Nach dem Zerfall Jugoslawie­ns sind beide Seiten endlich zusammenge­wachsen. Und jetzt legen wir bei den offenen Grenzen den Retourgang ein.“

Im Vorfeld der heutigen Präsentati­on stellten sich gestern zwei steirische ÖVP-Abgeordnet­e demonstrat­iv hinter die Innenminis­terin. Sicherheit­ssprecher Werner Amon und Verteidigu­ngsspreche­r Bernd Schönegger begrüßten die Pläne und hoffen, „dass die SPÖ diesen dringend notwendige­n Schritt zur Sicherung der Souveränit­ät mittragen wird“.

Von dem Grenzzaun erhoffen sich die Behörden, dass die Flüchtling­sströme besser kanalisier­t werden können bzw. die kleinräumi­ge Umgehung der Spielfelde­r Kontrollzo­ne verunmögli­cht wird. Suchen sich die Flüchtling­e allerdings eine andere Route, wäre der Grenzzaun wirkungslo­s.

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