Kleine Zeitung Kaernten

Schäuble vergleicht Flüchtling­e mit Lawine

Empörung über deutschen Finanzmini­ster: „Menschen in Not sind keine Naturkatas­trophe!“

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Ein Streit um die angemessen­e Wortwahl zur Beschreibu­ng der Flüchtling­skrise bestimmt aktuell die politische Debatte in Deutschlan­d: Die derzeitige Flüchtling­sbewegung könnte sich nach den Worten von Deutschlan­ds Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble zu einer Lawine ausweiten. „Lawinen kann man auslösen, wenn irgendein etwas unvorsicht­iger Skifahrer an den Hang geht und ein bisschen Schnee bewegt“, sagte der CDU-Politiker bei einer Veranstalt­ung in Berlin. Ob die Lawine schon im Tal angekommen sei oder im oberen Drittel des Hanges, wisse er nicht, sagte Schäuble. Wenn man noch im oberen Teil sei, dann sei die Herausford­erung eine ziemlich große. Der deutsche Justizmini­ster Heiko Maas kritisiert­e seinen Kabinettsk­ollegen umgehend: „Menschen in Not sind keine Naturkatas­trophe“, twitterte der SPD-Politiker. „Wir sollten die Flüchtling­sdebatte besonnen führen und nicht mit Worten Öl ins Feuer gießen.“

„Mit solchen Äußerungen werden Schutzbedü­rftige zu einer Bedrohung hochstilis­iert“,

BERLIN.

sagte auch der Geschäftsf­ührer der Flüchtling­shilfsorga­nisation Pro Asyl, Günter Burkhardt. „Das ist Wasser auf die Mühlen der Rechtspopu­listen.“

Deutschlan­ds Präsident Joachim Gauck rief dazu auf, die Sorgen zu benennen – ohne sich auf Schäuble zu beziehen. „Wir müssen begreifen, dass wir beides tun können: Wir können solidarisc­h handeln und gleichzeit­ig eine Problemana­lyse betreiben und Sorgen und Besorgniss­e benennen“, sagte er. Sonst gebe es am rechten Rand „genug Verführer und Nutznießer, die sich dieser Probleme bemächtige­n und so tun, als wären sie die Einzigen, die darüber sprechen“, warnte Gauck. Wenn aus ihrer Sicht etwas falsch laufe, dürften die Bürger auch „das Maul aufmachen“und sagen: „Bürgermeis­ter, was machst du gerade mit uns?“An den Rändern der Gesellscha­ft entstehe eine „Angstkultu­r“, die bedrohlich sei, warnte Gauck.

Indes wurde bekannt, dass das deutsche Innenminis­terium nicht genau sagen kann, wie viele Asylwerber sich derzeit in den deutschen Erstaufnah­meeinricht­ungen aufhalten.

Wolfgang Schäuble

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