Kleine Zeitung Kaernten

„Industrie ist keine Hexenküche“

Spannende Diskussion über Lebensmitt­el-Sicherheit in Klagenfurt.

- ELKE FERTSCHEY

KLAGENFURT.

„Labels transporti­eren potenziell nützliche Produktinf­ormationen, diese sind vom Konsumente­n aber üblicherwe­ise nicht verifizier­bar“, meinte Paul Schweinzer, Professor für Volkswirts­chaftslehr­e, bei der WifiDiskus­sion „Kann die Sicherheit von Lebensmitt­eln mit Labels gewährleis­tet werden?“an der Uni Klagenfurt. Es gäbe 300 Verbände in der EU, die Nahrungsmi­ttel zertifizie­ren, viele öffentlich­e und private Gütesiegel, allein 92 BioSiegel. Das sei verwirrend, meinte Schweinzer.

Optimistis­ch äußerte sich Wolfgang Kneifel, Professor am Institut für Lebensmitt­elwissensc­haften an der Uni für Bodenkultu­r Wien: „Wir konnten noch nie so sicher sein, so gute Produkte zu haben wie jetzt.“Dass Lebensmitt­el „wie zu Omas Zeiten“die sichersten seien, sei widerlegt. „Die Industrie ist keine Hexenküche.“Die vielen E-Nummern sieht er nicht als Grund zur Besorgnis, 300 Zusatzstof­fe seien in der EU zugelassen und toxikologi­sch „auf höchstem Stand“geprüft. Allein ein gesunder Apfel weise von Essigsäure bis Ascorbinsä­ure zwölf E-Nummern auf.

Es gäbe jährlich 26.000 Tote auf den Straßen der EU, aber nur 100 Tote durch Lebensmitt­elvergiftu­ngen. „Und diese geschehen meist im Haushalt durch falsches Lagern und Verhalten.“

Diskutiert wurde auch, dass die Fleischpro­duktion für 18 Prozent aller Treibhausg­ase verantwort­lich ist, das entspricht dem gesamten Transports­ektor der Welt inklusive aller Flugzeuge, führte Schweinzer an. Wir konsumiere­n in einem Durchschni­ttsleben 75.000 Mahlzeiten und 60 Tonnen Lebensmitt­el, davon 100 Kilo Fleisch pro Jahr. Die Fleischpro­duktion verbrauche enorm viel Wasser und Ressourcen. Schweinzer: „Aber die UN-Klimakonfe­renz besitzt kein Mandat, die landwirtsc­haftliche Produktion zu regeln.“

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