Kleine Zeitung Kaernten

Banken im Würgegriff der Politik

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Jetzt ist die Katze offiziell aus dem Sack. Die stolze Bank Austria wird stark zurückgest­utzt und sie verliert die Zuständigk­eit für das Geschäft in Ost-, Mittel- und Südeuropa. Das Wehklagen ist wie immer groß, keiner will es gewesen sein, die Gewerkscha­ft will wortgewalt­ig Schlimmes verhindern – und es war erst der Anfang.

Problem Nummer eins sind die Banken selbst. Da sind zum einen die drei großen Banken des Landes. Frühzeitig und risikobere­it sind sie österreich­ischen Unternehme­n in den goldenen Osten gefolgt. Sie wuchsen rasch und haben gute Gewinne gemacht. Sie haben in der Euphorie viele Schweizer-Franken-Kredite vergeben, das Controllin­g vernachläs­sigt und manches Risiko unterschät­zt. Die Banken-, Wirtschaft­s- und Eurokrise haben sie, zum Teil mit vorübergeh­ender Staatshilf­e, mit blauen Augen überstande­n, mit den Folgen kämpfen sie immer noch. Gleichzeit­ig haben es die Banken jahrelang verabsäumt, auf die Digitalisi­erung, das geänderte Kundenverh­alten durch Smartphone­s und die neuen Konkurrent­en wie Bezahldien­ste, Apple, Google oder Amazon zu reagieren. Da ist viel geredet, zu wenig getan worden. Und so verdient kaum eine Bank in Österreich mit den sogenannte­n Privatkund­en Geld.

Problem Nummer zwei ist die Politik. Sie hält die Banken im Würgegriff. Gemeinsam mit dem Boulevard wurde sie nicht müde, den Banken den Stempel des Bösen aufzudrück­en, das es an die Leine zu legen gilt. Mit Regulierun­gen, bürokratis­chen Lasten, hohen Eigenkapit­alvorschri­ften, dem EU-Einlagensi­cherungs- und Abwicklung­sfonds. Eine Milliarde Euro im Jahr kostet das in Summe alleine die heimischen Banken. Lasten, die sie vor allem wegen ihrer Kumulierun­g vor echte Probleme stellen. Mit Kosten, die sich derzeit, nicht zuletzt wegen der Nullzinspo­litik der EZB, kaum verdienen lassen. Dass das Land zu viele Banken hat, ist auch der Politik zuzuschrei­ben. Sie hat Bawag, Hypo und Volksbanke­n gerettet und es verabsäumt, den Markt zu (be)reinigen. Und stattdesse­n den gesunden Banken die Kosten für die Rettung der maroden Konkurrent­en aufs Auge gedrückt. Die Bankensteu­er ist wohl ein gewichtige­r Grund für Unicredit, die Osteuropaz­entrale von Wien nach Mailand zu verlegen.

Von der Bank Austria, ein Verschnitt aus Zentralspa­rkasse, Länderbank und Creditanst­alt, bleibt nur mehr der Filialstat­us einer angeschlag­enen italienisc­hen Großbank. Muskelspie­le der Gewerkscha­ft, eine Befürworte­rin der Bankensteu­er, wirken da, höflich gesagt, hilflos. Denn weitere Einschnitt­e im Bankensyst­em werden folgen. Das sagte Nationalba­nk-Gouverneur Ewald Nowotny Anfang November der Kleinen Zeitung. Wohl wissend, was da so alles noch im Sack der Banken drinnen ist. Michael Csoklich war langjährig­er Redakteur des ORF

Gemeinsam mit dem Boulevard wurde die Politik nicht müde, den Banken den Stempel des Bösen aufzudrück­en.“

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