Porsche lädt den 911er mit Turbomotoren für die Carrera-Modelle neu auf. Ist der Klang im Vergleich zum Sauger noch Porsche? Wie fahren sich die neuen Triebwerke? Zerbricht ein Mythos? Die Antworten nach den ersten Testfahrten.
Der Mythos ist ein Hund. Porsche-Puristen beklagten den Übergang von Luft- auf Wasserkühlung genauso, wie sie heute den Umstieg der Carrera-Modelle von Saug- auf Turbomotoren bekritteln. Die Aufregung wird wieder nur kurz andauern. Denn Porsche setzt die neue Biturbo-Technik unmittelbar in Fahrleistung um. Mit einer Dramatik und Entschlossenheit – mehr Drehmoment und Leistung, erstmals sprintet der Carrera S in unter vier Sekunden von 0 auf 100 –, dass einem das Herz aufgeht und bisweilen das Hirn stehen bleibt.
Klar klingt der Motor anders, bei Start brabbelt er etwas tiefer und verhalten los, in den einzelnen Drehzahllagen kommt er nicht auf die kreischende Grundaggressivität des Saugers, sondern gibt sich männlicher, etwas heiser, brummig und sexyer. Wer trotzdem die Sound-Auspuffanlage extra ordert, dem ist vielleicht der Blick aufs Wesentliche ver- stellt. Also: Der Biturbo erforderte neue Lösungen (Luftführungskonzept etc.) und bringt eine völlig andere Fahrcharakteristik: Volles Drehmoment schon ab 1700 U/min, wesentlich mehr Kraft von unten, so kratzt man enge Kurven entspannter – und trotzdem kann man den Turbo auf 7500 Touren hochjagen. Fein ist der Bereich zwischen 3000 und 5000 U/min (da kriegt er auch eine feste Stimme).
Lässig im Extrembereich
Der Antrieb ist schwerer geworden, aber die Mehrleistung der Turboboxer überkompensiert das Mehrgewicht. Beim Fahrwerk hat man besessen daran gearbeitet, die Kraft zu versinnbildlichen. Mit einem um zehn Millimeter tiefer gelegten Fahrwerk, adaptiven Dämpfern, die sensibler als bisher sind, und einem aufmerksameren Fahrwerks-Management. Nick-und Wankbewegungen werden stärker heraus-
Cockpit mit Stil – und die Silhouette blieb trotz Turbo elegant Fahrbahnunebenheiten schüttelt der 911er Carrera sogar im Extrembereich lässig weg. Einen Aufpreis wert ist die Hinterachslenkung, vor allem bei schnellen Spurwechseln.
Vergnüglich der FahrmodusSchalter am Lenkrad: Via Drehknopf werden unterschiedliche Fahrmodi angesteuert, unser Liebling: Sportplus, mit Dämpfern im Sportmodus – da lässt’s der Porsche über kurze, aggressive Schaltwege und alle seine Muskeln tuschen. Apropos: Auf Knopfdruck kann man Topleistungen abrufen – dann legt der Carrera den Ladedruck vor, knallt den niedrigsten Gang rein und wartet, dass man das Gaspedal streichelt. Das funktioniert schneller als ein Kickdown, der Trick geht mit dem PDK-Doppelkupplungsgetriebe, das wir begefiltert,