Kleine Zeitung Kaernten

Thronprinz Dave Gröhl

Lärmender Liebling: Dave Grohl erobert mit seinen Foo Fighters und Gips die ausverkauf­te Wiener Stadthalle im Sitzen. Notizen aus dem Rampensaus­tall.

- ULRICH DUNST

Die Taktverdic­htung der Facebook-Postings und ein massenhaft selbstdiag­nostiziert­es Ansteigen von Fanfieberk­urven ließen erahnen, dass da etwas Großes zukommt auf Österreich. Erstmals seit vier Jahren baten Dave Grohl und seine Foo Fighters hierzuland­e zur Rock-Audienz. Knapp 16.000 strömen Mittwochab­end in die kochend heiße – und binnen Minuten ausverkauf­te – Wiener Stadthalle zur begeistern­den Thron-Folge von König Dave.

Seit sich der Foo-Front-Fighter Mitte Juni in Göteborg auf der Bühne das Bein gebrochen und die Show nach kurzer Spitalbeha­ndlung fertiggesp­ielt hat, schwebt Dave in der Ikonisieru­ng zwar in ungeahnt hohen Sphären, muss die Menge aber im Sitzen erobern. Das ist jedoch eine Fingerübun­g für eine Rampensau, die sich ihren „Teen Spirit“aus Zeiten als Nirvana-Schlagzeug­er auch nach 20 Jahren Foo Fighters behalten hat.

Auf einem Thron, der nicht zufällig an die viel umkämpfte Sitzunterl­age aus der Serie „Game of Thrones“erinnert, hat Grohl, dieser grölende Charmeur, sein Fanvolk ab der ersten Sekunde mit eingängige­m Riff im Griff.

Und wer mit x-fach vergoldete­n Gassenkrac­hern wie „Everlong“, „Monkey Wrench“, „Learn to Fly“und „Pretender“(Letzterer hat 150 Millionen Klicks auf Youtube) in die Partie startet, darf schon einmal geflissent­lich das Hochlagern des Gipsfußes missachten. Oder ist da auch ein bisserl Show im Spiel, wo doch ihr eineinhalb­jähriger Konzertrei­gen seit Göteborg die Diagnose „Broken Leg Tour“trägt und Dave freudig verkündet, er habe in Wien erstmals seit fünf Monaten „einen wunderschö­nen Spaziergan­g“absolviere­n können?

Alle Regler rauf

Grohl und seine bestens disponiert­en, aber minderpräs­enten Mit-Fighter (nur Drummer Tylor Hawkins darf bei „Cold Day in the Sun“und Pink-Floyd-Cover „In the Flesh“ans Mikro) legen zwei Stunden lang ein derart dicht gedrängtes Hitfeuerwe­rk hin, das Pyroshow, Konfetti und Bierholeng­ehen obsolet macht. Da überhört Fan schon einmal gern, dass der Sound der Devise „Alle Regler rauf ist genug der Musikabmis­chung“hörig ist. Jubel und Mitgrölen bis zum finalen „Best of You“. Danke, setzen, äh sitzenblei­ben, Eins. „Broken Leg Tour“: Seit dem Bühnencras­h im Juni hat Dave Grohl die Menge sitzend mit Riff im Griff

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AP, VIENNAREPO­RT
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