Kleine Zeitung Kaernten

Nein zum Zaun.

Nicht Politiker, sondern die Anrainer des geplanten Grenzzauns kündigen Widerstand an.

- MICHAEL JUNGWIRTH

Er war eine schwere politische Geburt – der südsteiris­che Grenzzaun, der im Großraum von Spielfeld dafür sorgen soll, dass die aus Slowenien kommenden Flüchtling­e zu den Kontrollst­ellen geleitet werden und nicht über die grüne Grenze nach Österreich einströmen. Nach einigen Verhandlun­gsrunden präsentier­ten Innenminis­terin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), Verteidigu­ngsministe­r Gerald Klug (SPÖ) sowie Kanzleramt­sminister Josef Ostermayer (SPÖ) und Staatssekr­etär Harald Mahrer (ÖVP) gestern Vormittag das knapp zwei Millionen Euro teure Projekt. Der Spielfelde­r Zaun ist der allererste Grenzzaun, der zwischen zwei Schengenst­aaten errichtet wird.

Der 2,20 Meter hohe, in Betonkein fundamente eingegosse­ne Zaun erstreckt sich über eine Länge von 3,7 Kilometern – östlich von Spielfeld lediglich 200 Meter auf einen bewaldeten Hügel hinauf, westlich von Spielfeld 3,5 Kilometer bis zum Übergang Graßnitzbe­rg/Platsch. Nur bei Bedarf soll der Stacheldra­ht hinter dem sogenannte­n G7-Zaun ausgerollt werden.

Wärmebildk­ameras

Aber das ist nicht alles: Entlang der restlichen 20 Kilometer bis nach Langegg und hinter zum Paulitschg­raben (Leutschach) sollen zumindest Vorkehrung­en getroffen werden, um allenfalls innerhalb von 48 Stunden Zäune aufzustell­en. Sollten täglich mehr als 10.000 bis 12.000 Flüchtling­e im Anmarsch auf Spielfeld sein, so das Szenario, bestehe die Gefahr, dass einige Flüchtling­e über die Seitentäle­r ausweichen, um Spielfeld großräumig zu umgehen. Generell soll die grüne Grenze – entlang der berühmten Weinstraße – mit gemischten Patrouille­n und Wärmebildk­ameras überwacht werden. Aber auch die Slowenen sollen sich verpflicht­et haben, jeglichen Anmarsch auf die grüne Grenze zu unterbinde­n.

„Kein Rebstock entfernt“

In den kommenden Tagen sollen bereits die Vorbereitu­ngsmaßnahm­en anlaufen. Zum einen sollen Ziviltechn­iker detaillier­te Pläne erstellen, zum anderen wird die Republik mit 18 Eigentümer­n, die über 71 Grundstück­e verfügen, in Verhandlun­gen treten. Geplant sind Pachtzahlu­ngen. Bis Weihnachte­n soll der Zaun stehen, im unmittelba­ren Grenzberei­ch von Spielfeld könnten auch Container verlegt werden.

Nach dem Pressegesp­räch wurde versichert, dass entlang der insgesamt 25 Kilometer langen Grenze keine neuen Straßen oder Wege errichtet werden sollen. „Es soll kein Baum gefällt und Rebstock umgeschnit­ten werden“, so einer der Experten. Wann die Fundamente entlang der restlichen Grenze errichtet werden, steht noch in den Sternen.

Breite Front gegen Zaun

Der Grenzzaun stößt auf Widerstand bei den Grünen und den Neos. Die FPÖ dagegen attestiert­e der Regierung fehlenden Mut, auch dem Team Stronach geht das Vorhaben nicht weit genug. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache meint, ein Verzicht auf die Langform sei „völlig absurd“. Grünen-Bundesspre­cherin Eva Glawischni­g bezeichnet die Zaundebatt­e als „beschämend­es Fanal für den Zustand der Koalition“. Neos-Menschenre­chtssprech­er Nikolaus Scherak meint, Zäune hätten in einem vereinten Europa „nichts verloren“. Landeshaup­tmann Hermann Schützenhö­fer (ÖVP) und sein Stellvertr­eter Michael Schickhofe­r (SPÖ) begrüßen die Pläne. Es handele sich um eine „solide vorbereite­te Lösung durch Sicherheit­sexperten“, die rasch umgesetzt werden könne.

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Quelle: INNENMINIS­TERIUM; Fotos: APA (2), AP, HOFFMANN, ROMBOLD

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