INFOS ZUM PROJEKT
Dass Geckos Wände hochlaufen können, Lotusblumen sich selbst reinigen und Schildkrötenpanzer einmalige Verbindungstechniken aufweisen, war bisher primär für Biologen interessant. Seitdem sich Techniker und Architekten mit den physikalischen Tricks der Natur beschäftigen, hat sich aber ein völlig neues Feld für Forschung geöffnet: die Bionik. Und dieser wird jetzt in Villach quasi ein Tempel gebaut.
Gemeinsam mit der FH Kärnten macht sich der Verein Bionikum Austria daran, Österreichs erstes bionisches Haus zu bauen. „Wir wollen mit diesem Prototyp zeigen, wie das Haus der Zukunft sich biologische Prinzipien zu- nutze machen kann, um Bauen und Wohnen in Wechselwirkung mit der Natur zu ermöglichen“, sagt Peter Piccottini. Der wissenschaftliche Projektleiter führt an der FH den Studiengang Bionik/Biomimetics in Energy Systems
und tüftelt schon Jahre an der Idee. Die erste Bauphase, mit der Ende 2016 begonnen werden soll, konzentriert sich auf die Hülle des Hauses. Die soll aus zu 99 Prozent recyclingbaren Naturfasern bestehen, die zu dreieckigen Elementen gepresst werden und verschiedene Funktionen erfüllen. So können darin Kälte-Wärme-Barrieren verbaut werden, die sich dank spezieller Mineralien selbst regulieren.
Bionik
„Schon bei der Konstruktion der Gebäudehülle bedenken wir, dass das Haus rückbaubar sein soll. Die Module können auf den Komposthaufen geworfen werden“, sagt Piccottini. Zunächst denkt er aber an Erweiterungen, die in den kommenden Bauphasen durchgeführt werden sollen. Dabei werden Module getestet, die etwa Energie erzeugen können: durch Bepelzung (ähnlich der Unterseite von Blättern) auf der Fassade können thermische Strömungen genutzt werden.
Die Finanzierung dieses Forschungsprojekts soll über Crowdfunding bestritten werden. Das bionische Haus – Codename „bionikum : bionisphere“– ist übrigens kein Selbstzweck: Es dient der Evaluierung neuer bionischer Technologien und Verfahren für das Haus der Zukunft.