Kleine Zeitung Kaernten

Barbier treibt es auf die Spitze

Werberat-Entscheidu­ng: Klagenfurt­er soll sexistisch­e Werbung entfernen. Betroffene­r schäumt.

- KERSTIN OBERLECHNE­R SAMSTAG, 14. NOVEMBER 2015, SEITE 27

Der Klagenfurt­er Johann Glaser hat seinen Barber-Shop zur frauenfrei­en Zone erklärt, künftig sind auch Hunde verboten

Männer und Hunde sind in Johann Glasers BarberShop in der Villacher Straße in Klagenfurt herzlich willkommen, Frauen müssen hingegen draußen bleiben. Darauf weist bereits eine Tafel beim Salon-Eingang hin.

Das Frauenverb­ot hat in letzter Zeit nicht nur für Gesprächss­toff gesorgt, sondern Glaser auch eine Beschwerde beim Österreich­ischen Werberat eingebrach­t. Denn was der Barbier als Gag bezeichnet, der zu seinem Ge- „reine Männersach­e“gehört, ist für den Werberat nach eingehende­r Prüfung sexistisch. Da durch die Tafel „Männer und Hunde ja, Frauen nein“eine Verletzung des Ethik-Kodexes vorliegt, fordern die Werberäte Glaser zum „sofortigen Stopp der Kampagne bzw. sofortigen Sujetwechs­el“auf. Es heißt: „Der Hinweis, Hunde im Geschäft zuzulassen – obwohl keine Leistungen für Hunde angeboten werden – Frauen hingegen nicht, wirkt eindeutig diskrimini­erend, weil automatisc­h der Rückschlus­s provoziert wird, Frauen stünden eine Stufe unter den Hunden. Diese Art der Darstellun­g wird als herabwürdi­gend und sexistisch bewertet.“

Haarspalte­rei

Für den Barbier ist das Ganze Haarspalte­rei, dennoch werde er sich dem Werberat beugen – wenn auch auf seine Art: „Ich will niemanden diskrimini­eren. Um das Gleichgewi­cht des Ethik-Kodexes wiederherz­ustellen, lasse ich ab sofort keine Hunde mehr in den Shop, in dem die einzigen Frauen meine gut bezahlten Mitarbeite­rinnen sind.“Das beanschäft­skonzept standete Schild wird Glaser aber nicht entfernen: „Das kommt nicht infrage, die Tafel ist ja lustig gemeint.“Rechtliche Konsequenz­en hat Glaser ohnehin nicht zu befürchten. „Wir haben keine rechtliche Handhabe, versuchen aber, im Sinne der Selbstregu­lierung mit dem Betrieb gemeinsam eine Lösung zu finden“, sagt Werberat-Geschäftsf­ührerin Andrea Stoidl. Da der Werberat Beschwerde­n grundsätzl­ich vertraulic­h behandelt, weiß Glaser nicht, wer ihn gemeldet hat: „Ich finde es feig, dass derjenige anonym bleiben will.“

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