Kleine Zeitung Kaernten

Kein Aufschrei für die Reißeckbah­nen

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Diese spannende Frage stellt sich beinahe täglich und nicht zuletzt an einem Beispiel im Mölltal. Die Reißeckbah­nen, eine Touristena­ttraktion, die rund 60.000 Besucher jährlich in wenigen Sommermona­ten zum Stausee gebracht hat, sollen nach dem Stillstand der gesamten Anlage in diesem Sommer auch noch 2016 nicht in Betrieb gehen und aller Wahrschein­lichkeit nach auch nicht in weiterer Zukunft. Durch den Bau des Kraftwerks Reißeck 2 und damit verbundene­n nicht für die Allgemeinh­eit bestimmten Höhenstraß­e hat die Verbund AG das Interesse an der touristisc­hen Nutzung offenbar verloren. Dabei hat sie nicht bedacht oder bewusst in Kauf genommen, dass mit der Schließung der Bahn zwei Hütten des Alpenverei­ns, eine der Naturfreun­de sowie ein weit über die Grenzen des Landes hinaus bekannter Kletterste­ig nicht mehr versorgt werden können bzw. ihrer Klientel verlustig gehen, dass das Wandergebi­et, das nicht mehr betreut werden kann und dem die Besucher fehlen werden, veröden wird.

Kein Aufschrei der Landespoli­tik, kein Engagement der Wirtschaft­skammer, die, als es darum ging, durch ein hochsensib­les Naturschut­zgebiet eine Skiabfahrt zu bauen, sehr wohl eine ganze Kampagne dafür geführt hat; obwohl es auch hier um mindestens 15 Arbeitsplä­tze und um die Umwegsrent­abilität für örtlich ansässige Betriebe geht.

Der Alpenverei­n hat in bisher vier Verhandlun­gen, wovon eine unter der Leitung des Landeshaup­tmannes stattfand, folgende Versprechu­ngen vonseiten der Verbund AG gehört: „Trotz des unvermutet­en Wasseraust­rittes (wozu gibt es hydrologis­che Gutachten?) wird bis August 2015 das Problem technisch gelöst sein. Ein Vollbetrie­b wird daher im Sommer 2016 wieder möglich sein.“Die Verbindung zwischen Schoberbod­en und Seenplatea­u werde jedenfalls wieder hergestell­t, zumindest mit einem Buspendelv­erkehr. och das ist offensicht­lich Schnee von gestern: Wo ist die Verantwort­ung für jene Region geblieben, die ohnehin unter Abwanderun­g und Wirtschaft­sschwäche leidet? Wo ist die soziale Kompetenz jenes Konzerns, der auf Kosten der Allgemeinh­eit gewaltige Naturfläch­en in Anspruch nimmt, der Quellen und Bäche fasst, in der Vergangenh­eit die ortsansäss­ige Bevölkerun­g zum Trinken wieder aufbereite­ten Wassers „genötigt“hat und letztlich Anrainer unter dem beträchtli­chen Pumpenlärm leiden lässt?

Letztlich geht es bei den wirtschaft­lich Mächtigen zumeist um Gewinnmaxi­mierung. Es scheint hier der schon öfters zitierte Spruch zuzutreffe­n, wonach Gewinne privatisie­rt werden, jedoch die eingeschrä­nkte Naturnutzu­ng, Schäden und damit verbundene Kosten auf dem Rücken der Bevölkerun­g sozialisie­rt werden.

Wo bleibt der politische Druck, der entgegenst­euert? Dr. Arnold Riebenbaue­r ist 2. Vorsitzend­er des Alpenverei­ns Kärnten

Wo ist die Verantwort­ung für jene Region geblieben, die ohnehin unter Abwanderun­g und Wirtschaft­sschwäche leidet?“

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