Eine Epidemie hat uns schleichend erfasst: 600.000 Österreicher haben Diabetes, ein Drittel weiß gar nichts davon. Warum die Volkskrankheit zum großen Teil hausgemacht ist und Vorsorge im Mutterleib beginnt.
21, 22, 23, 24, 25, 26 – wieder ist es passiert: Alle sechs Sekunden stirbt ein Mensch auf der Welt an Diabetes. In Österreich fällt Diabetes alle 50 Minuten ein Todesurteil, 10.000 Österreicher sind es, die jährlich an den Folgen von Diabetes sterben. Damit kostet die Zuckerkrankheit statistisch gesehen mehr Menschen das Leben als Verkehrsunfälle.
Diabetes hat sich zu einer der größten Herausforderungen für die Gesellschaft entwickelt: Sind es momentan noch 600.000 Menschen, die an Diabetes leiden, wird es im Jahr 2030 laut eine Million sein. Das besonders Tragische an dieser Entwicklung: Sie ist zu großen Teilen hausgemacht. Denn im Unterschied zu Diabetes Typ 1, der aufgrund einer Auto-Immunerkrankung entsteht, bei der jene Zellen der Bauchspeicheldrüse zerstört werden, die Insulin produzieren, ist Diabetes Typ 2 zu einem großen Teil vom Lebensstil abhängig. Die Risikofaktoren zeichnen ein Abbild des „modernen“Lebens: Starkes Übergewicht, zu wenig Bewegung, dafür ein dicker Bauch (mit gefährlichem Bauchfett) sowie die falsche Ernährung, Stress und Rauchen sind die Ingredienzien der Diabetes-Epidemie. Und auch wenn die Folgen eines solchen Lebensstils in Form von Übergewicht und mangelnder Fitness sichtbar sind, kommt der Typ-2-Diabetes auf leisen Sohlen: Ein Drittel der Betroffenen in Österreich weiß gar nicht, dass es bereits zuckerkrank ist. Denn zu hohen Zucker spürt man nicht – zunächst. Die Krankheit entwickelt sich langsam und schleichend, an ihrem Endpunkt stehen dafür umso dramatischere Konsequenzen: Der Zucker schädigt die Gefäße, was nicht nur zu Herz-KreislaufPrognosen Erkrankungen führt, sondern viele andere Organe des Körpers massiv schädigt (siehe unten). So gehen 62 Prozent aller in Österreich durchgeführten Amputationen auf das Konto von Diabetes.
Aktionsplan
Der Aktionsplan, der nun Mediziner, Diabetesgesellschaften und Krankenkassen eint, ist: Vorsorge gegen Diabetes. Laut dem österreichischen Institut für Ernährungsmedizin könnten 60 Prozent aller Diabetes-Fälle verhindert werden, wenn man nur rechtzeitig den Lebensstil ändern