Stalingrad“ ZUR PERSON
(Jahrgang 1974) ist österreichischer Politikwissenschaftler sowie Terrorismusund Islamexperte. Er hat im vergangenen Jahr das Buch „Krieg und Revolution in Syrisch-Kurdistan“veröffentlicht.
Forschungsschwerpunkte liegen unter anderem in den Bereichen Naher Osten, politischer Islam, Irak, Sudan, Kurdistan.
Thomas Schmidinger
Seine
Forensiker untersuchen die Spuren des Anschlags im Cafe Bonne Biere an der Rue du Faubourg du Temple in Paris
setzt. Das war das Bekämpfen des fernen Feindes mit den Anschlägen in Kenia, New York und London. Der IS, der ja aus Al Kaida hervorgegangen ist, hat demgegenüber eine Strategieveränderung gesetzt. Man hat gesagt, wir erobern erst einmal Territorium und errichten diesen Islamischen Staat im Nahen Osten. Wenn nun dieses Projekt gefährdet ist, dann bedeutet das mit großer Wahrscheinlichkeit eine Rückkehr zu spektakulären Anschlägen im Westen. Das Projekt ist aber noch lange nicht zu Ende. Der Krieg gegen den IS im Irak und in Syrien hat jetzt möglicherweise eine Art Stalingrad erreicht und die Wende erlebt. Aber er ist noch lange nicht zu Ende.
Ist das jetzt der Endkampf zwischen Islam und Christentum, den der IS beschworen hat? SCHMIDINGER: Das ist die Lesart des IS. Man darf jetzt nicht in die Falle tappen, das auch so zu lesen. Der IS will so etwas mit solchen Aktionen herbeibomben. Ob das gelingt, wird aber an unserer Reaktion liegen. Also: Ob wir das als Kampf zwischen dem Islam und der westlichen Welt sehen und die Muslime bekämpfen oder ob wir es als Krieg gegen eine faschistische Terrorbewegung begreifen und ganz klar zwischen IS und Muslimen als Religionsgemeinschaft unterscheiden. Ich hoffe, dass gefestigte, demokratische Gesellschaften, wie wir sie in Europa vorfinden, anders reagieren können und wir nicht das christliche Abendland, sondern die Demokratie verteidigen.