Kritik an Fleisch-Konsumenten
Verantwortliche sehen nur Chance für Tierschutz, wenn Kunden bereit sind, für Fleisch mehr zu bezahlen.
Nach der Tierquälerei, die der Verein gegen Tierversuche (VgT) in 18 österreichischen Schlachthöfen, insbesondere jenem in Klagenfurt, aufgedeckt hat, gibt es auch Kritik am Verhalten der Konsumenten. Kärntens Tierschutzombudsfrau Jutta Wagner und Franz Augustin, Rinderzucht-Referent der Landwirtschaftskammer Kärnten, orten bei vielen ein „doppelbödiges Verhalten“. Einerseits fordere man immer größeren Tierschutz, andererseits kaufe man billiges Fleisch aus Ländern, in denen keine strengen Tierschutzgesetze gelten. „Es zerreibt uns. Denn wir stehen in preislichen Wettbewerben mit anderen europäischen Ländern, in denen andere Richtlinien gelten und die Produktionskosten niedriger sind“, sagt Augustin.
Das führe mitunter dazu, dass Produzenten und Schlachtbetriebe unter Druck geraten, sagt Wagner: „Wir haben eine neue Tierschutzschlachtverordnung, die erst heuer im Oktober in Kraft trat. Wenn der Schutz der Tiere zum Zeitpunkt der Tötung wie darin gefordert eingehalten wird, sind wir ethisch korrekt unterwegs.“Allerdings würden Sparmaßnahmen, wie etwa beim Personal, bei der Einschulung oder der Kontrolle dazu führen, dass es zu Missständen komme. „Am besten für das Tier wäre natürlich die Hofschlachtung, denn auch der Transport verursacht Stress“, sagt Wagner, die außerdem kritisiert, dass erschreckend wenige Supermärkte in Kärnten etwa Bio-Schweinefleisch anbieten würden. Ihr sei jedoch bewusst, dass sich nicht jeder kleine Bauer einen eigenen Schlachtraum, der sämtliche Richtlinien erfüllt, leisten kann.
Dass Vorfälle, wie sie der VgT angezeigt hat, abzulehnen und zu verurteilen sind, sind sich Wagner und Augustin einig. Allerdings dürfte es, wenn sich jeder an das Gesetz hält, gar nie so weit kommen.