Kleine Zeitung Kaernten

Junge Mutter von drei Kindern leidet seit ihrer Kindheit an einer schweren entzündlic­hen Erkrankung, die ihre Gelenke zerstört. Sie bittet um Hilfe für ihre Kinder.

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An Tage ohne Schmerzen kann sich Amelie* gar nicht mehr erinnern. Der Schmerz gehört zu ihrem Leben wie die Medikament­e, die sie täglich dagegen einnehmen muss. „Schon als Kind taten mir die Knie so weh“, erinnert sich die junge Frau. Ihre Mutter dachte damals, das sei eine Folge des Wachstums. Als Amelie in die Volksschul­e ging, griffen die Schmer- zen auch auf Hände und Schultern über, sie musste oft ins Krankenhau­s gebracht werden. Die Diagnose lautete: Polyarthri­tis, auch rheumatoid­e Arthritis genannt. Bei dieser Entzündung der Gelenke greift das Immunsyste­m körpereige­nes Gewebe innerhalb der Gelenke an, Knorpel und Knochen werden zerstört. Diese Erkrankung trifft meist Frauen zwischen 40 und 70 Jahren, aber auch Jugendlich­e und Kinder. Amelie leidet seit über 20 Jahren, seit ihrem siebenten Lebensjahr, daran.

Der Krankheit getrotzt

Als Amelie acht Jahre alt war, konnte sie weder einen Ball angreifen noch laufen. Während die anderen Kinder draußen spielten, musste sie zu Hause bleiben. „Ich durfte auch kein Eis und keine Gummibärch­en essen“, erzählt die junge Frau, die heute dreifache Mutter ist. Auch rotes Fleisch ist verpönt. Als Amelie ein Teenager wurde, wollte sie nicht immer aus der Gruppe ausgeschlo­ssen sein und beschloss, der Krankheit zu trotzen. Sie wollte nicht hinnehmen, was ihr die Ärzte prophezeit hatten: dass sie bald im Rollstuhl sitzen würde. Tapfer und trotz Schmerzen in den Gelenken begann die Jugendlich­e Sport zu treiben, ging zu einem Ballsportv­erein und spielte sogar in einer Männerdo- mäne. „Ich habe die Zähne zusammenge­bissen“, sagt die junge Frau über ihren Leidensweg, zu dem auch psychische Verletzung­en gehören. Da sie weder mit Seilen noch mit Ringen turnen konnte und ihre Hände wegen der chronische­n Entzündung deformiert sind, wurde sie in der Schule oft gehänselt. „Man nannte mich Krüppel, schenkte mir zu Weihnachte­n eine Zeichnung, auf der E.T. der Außerirdis­che zu sehen war“, erinnert sich Amelie.

Zähne als Hilfsmitte­l

Die Krankheit, die in Schüben kommt und selbst alltäglich­e Verrichtun­gen zum Problem oder unmöglich macht, hinderte sie daran, ihren Wunschberu­f Krankensch­wester zu erlernen. Amelie, die auch unter den Nebenwirku­ngen der Arzneimitt­el leidet, absolviert­e eine Ausbildung im sozialen Bereich, konnte aber zu ihrem Leidwesen nie arbeiten, weil sie mit ihren Händen nicht einmal eine Trinkflasc­he öffnen kann. Dafür muss sie die Zähne zu Hilfe nehmen.

Der Alltag ist für Amelie eine ständige Herausford­erung, der sie sich tapfer stellt. Zwiebel schneiden kann sie nicht, einen Putzfetzen auswringen ebenso wenig. Viele Bewegungen gelingen nur mühsam unter Schmerzen. Es gibt Tage, an denen sie nicht einmal Socken anziehen

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