Kleine Zeitung Kaernten

Kapelle des stillen Staunens

Besucher stürmen nach dem Tod von Ernst Fuchs die von ihm gestaltete Kapelle in der Stadtpfarr­kirche St. Egid.

- SONNTAG, 15. NOVEMBER 2015, SEITE 46 BETTINA AUER

Die Stadtpfarr­kirche St. Egid birgt viele Schätze, doch einer der größten hat derzeit noch mehr Anziehungs­kraft als sonst. Nach dem Tod des Malerfürst­en Ernst Fuchs am 9. November statten besonders viele Menschen der von ihm gestaltete­n Kapelle einen Besuch ab. Es sind keineswegs nur Klagenfurt­er. Etliche reisen auch aus Frankreich, Italien und Deutschlan­d an.

Wer erstmals durch die ziemlich unscheinba­re Tür rechts vom Hauptaltar tritt, hält angesichts der bunten Pracht zuerst einmal inne. Hausherr Monsignore Markus Mairitsch kennt diesen Effekt, der selbst auf Schülergru­ppen im Teenageral­ter wirkt: „Meistens quatschen vor der Tür alle wild durcheinan­der, aber in der Kapelle sind dann plötzlich alle ganz still.“Denn es gibt viel zu sehen und dank der aufwendige­n Lasurtechn­ik in einer unvergleic­hlichen Farbintens­ität. Die Beleuchtun­g von unten, die ursprüngli­ch als Provisoriu­m gedacht war, verstärkt den atemberaub­enden Eindruck. In der Kapelle treffen klassische biblische Szenen auf moderne apokalypti­sche Reiter in Gestalt von Bombern und unweit der barocken rekeln aufreizend Pin-up-Girls.

Beachtlich­e 20 Jahre hat Fuchs für Gottes Lohn an der Ausgestalt­ung der Kapelle gearbeitet. Mairitsch hat den gesamten Prozess von den ersten Gesprächen in den 1980er-Jahren bis zur Fertigstel­lung und Einweihung im Jahr 2010 begleitet. Eine zufällige Begegnung am Flughafen Tel Aviv hat die Kapelle überhaupt erst

sich möglich gemacht. Der Kärntner Theologe Karl Matthäus Woschitz lernte Fuchs während der stundenlan­gen Wartezeit auf den Abflug kennen. Als man in der Pfarre die Neugestalt­ung der Kapelle plante, fragte er den Künstler, ob er dazu bereit wäre. Er wollte. Dennoch drohte das Vorhaben vorerst zu scheitern. „Ursprüngli­ch hatte sich Fuchs ein Honorar von viereinhal­b MillioAnda­chtsmadonn­a

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