Kleine Zeitung Kaernten

Frankreich sind wir alle

Die Anschläge in Paris waren ein Terrorakt der Islamisten gegen die gesamte zivilisier­te Welt. Vereint wollen die Staaten jetzt gegen diese Terroriste­n vorgehen.

- NINA KOREN, MARTIN GEHLEN

Am Tag nach dem Inferno stand Frankreich unter Schock und die Welt rang nach Worten. Das Entsetzen über die rohe Gewalt, mit der die Terroriste­n eine offene Wunde ins Herzen der französisc­hen Hauptstadt gerissen hatten, stand Präsident François Hollande ins Gesicht geschriebe­n, als er von einem „Akt absoluter Barbarei“sprach und der Terrormili­z IS, die sich zu der Tat bekannt hatte, einen „Kampf ohne Gnade“schwor. Man ließ ihn nicht allein in seinem Entsetzen. Aus aller erreichten Frankreich Anteilnahm­e und Solidaritä­t. „Dieser Angriff auf die Freiheit gilt nicht nur Paris. Er meint uns alle“, erklärte die deutsche Kanzlerin Angela Merkel. US-Präsident Barack Obama bot Hilfe an, um die „Geißel des Terrorismu­s“zu besiegen. Außenminis­ter Kerry betonte die Notwendigk­eit, den Konflikt in Syrien zu lösen. Und der iranische Präsident Hassan Rohani erklärte, die Ereignisse in Paris hätten nur eine Botschaft: Alle Staaten müssten gemeinsam die Terrormili­z „Islamische­r Staat“(IS) bekämpfen.

Das aber ist leichter gesagt als getan. Seit mehr als einem Jahr bombardier­en die USA den IS in Syrien und im Irak, die Erfolge blieben begrenzt. Die Hauptlast der alliierten Luftangrif­fe trägt Washington weitgehend alleine. Zwar sind Frankreich und im Irak auch die Briten mit an Bord, doch die regionalen Verbündete­n Saudi-Arabien und Vereinigte Arabische Emirate haben sich seit dem Frühjahr stillschwe­igend verabschie­det. Die Türkei greift vor allem Stellungen der kurdischen PKK an. Und die russischen Kampfjets haben die Terrormili­z bisher auffällig geschont.

Der Terror von Paris könnte in den Kampf gegen den IS jetzt neue Dynamik bringen. FrankWelt

reichs Außenminis­ter Laurent Fabius fordert ein breites Vorgehen gegen die Terrormili­z. Vor allem in London wurden Rufe laut, die britischen Luftanschl­äge gegen den IS im Irak müssten endlich auch auf Syrien ausgedehnt werden. Der frühere Verteidigu­ngsministe­r Gerald Howarth sprach von einem Weckruf. „Wir sind im Krieg“, sagte Howarth, „und wir müssen reagieren.“

Nato-Bündnisfal­l?

In Brüssel wurde spekuliert, Hollande könnte den Nato-Bündnisfal­l ausrufen und die Jihadisten nicht nur als Terrororga­nisation betrachten, sondern als äußere Macht, die einen bewaffnete­n Angriff gegen einen Nato-Mitgliedss­taat und gegen Europa unternomme­n hat. Auch nach den Anschlägen vom 11. September 2001 hatte der Nato-Rat in Brüssel den Bündnisfal­l beschlosse­n. Die Nato-Partner unterstütz­ten in der Folge die Vereinigte­n Staaten mit Aufklärung­sflugzeuge­n bei der Überwachun­g des Luftraums über den USA und beim Krieg gegen den Terror unter anderem in Afghanista­n. Schon die damaligen Aktionen waren schwierig und umstritten. Um ein Vielfaches komplexer ist die Situation nun mit dem IS in Syrien und im Irak. Das zeigte sich auch gestern bei der zweiten großen Syrien-Konferenz in Wien. Noch nie zuvor war der Druck auf die zwanzig Nationenve­rtreter höher, nun endlich eine politische Lösung für den syrischen Bürgerkrie­g zu finden und gleichzeit­ig ihr militärisc­hes Vorgehen gegen die IS-Terrormili­z besser zu koordinier­en. Tatsächlic­h einigte man sich auf einen Fahrplan, der vorsieht, möglichst rasch einen Waffenstil­lstand zwischen dem Assad-Regime und moderaten Rebellengr­uppen auszuhande­ln und einen Prozess zu starten, der in Neuwahlen münden soll. Der Kampf gegen den „Islamische­n Staat“ und die radikale Al-Nusra-Front dagegen soll „ohne Einschränk­ungen“weitergehe­n – eine noch sehr vage Festlegung, die die heikle Frage, ob der IS ohne den massiven Einsatz von Bodentrupp­en überhaupt besiegt werden kann, ausklammer­t.

Der Streit um die Zukunft des syrischen Diktators Baschar alAssad blieb in Wien weiter ungelöst – er selbst versuchte gestern ungeniert, aus der Pariser Tragödie für sein Regime Kapital zu schlagen. Die französisc­he Politik habe dazu beigetrage­n, den Terrorismu­s zu verbreiten, dozierte Assad. Er selbst habe ja immer schon davor gewarnt.

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Frankreich­s Präsident Hollande mit Premier Manuel Valls
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APA (3) Die Terrorseri­e in Paris hat weltweit Entsetzen und eine Welle der Solidaritä­t ausgelöst. US-Präsident Obama bietet Frankreich Hilfe an

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