Kleine Zeitung Kaernten

Diadochenk­ämpfe im roten Wien?

- MICHAEL JUNGWIRTH

War es ein simpler Ausrutsche­r oder doch schon der Beginn von Diadochenk­ämpfen in der Wiener SPÖ? Mittwochab­end nahm die Wiener Sozialstad­trätin Sonja Wehsely eine Generalabr­echnung mit dem Stunden zuvor im Kanzleramt beendeten Asylgipfel vor. Der Gipfel sei „ein Treffen der vergebenen Chancen“. Nicht nur stehe die Obergrenze dem „Menschenre­cht auf Asyl diametral entgegen“. Die in dem Abschlussd­okument aufgeliste­ten Verschärfu­ngen wie Asyl auf Zeit, Umstellung der Grundverso­rgung und Kürzung der Mindestsic­herung seien „mit der SPÖ nicht vereinbar“. Die Stadträtin­nen Renate Brauner und Sandra Frauenberg­er stimmten in den Chor der Kritik ein. Die Frontalatt­acke ist insofern bemerkensw­ert, als der Wiener Bürgermeis­ter und SPÖ-Chef Michael Häupl nicht nur dem Gipfel beigewohnt hatte – in der abschließe­nden Pressekonf­erenz verteidigt­e er als einer von zwei Ländervert­retern den Kompromiss. Im ORF-Radio sah sich Häupl gestern bemüßigt, Wehselys Kritik als Schnellsch­uss abzutun: „Sie hat es zu einem Zeitpunkt gesagt, als sie noch nicht das Papier gesehen hatte.“Freilich – zwischen der Pressekonf­erenz, wo das Papier öffentlich gemacht wurde, und Wehselys Eintrag lagen vier Stunden. Ziemlich anders klang da der Wiener Wohnbausta­dt Michael Ludwig, der den Asylgipfel als „ein wichtiges Signal“werte, dass es „nicht für alle möglich sein wird, hier eine Unterkunft zu finden“. Die Differenze­n und Divergenze­n sind nicht neu: Ludwig und Wehsely stehen für zwei unterschie­dliche Strömungen in der Wiener SPÖ. Während Wehsely dem linken Flügel zuzurechne­n ist, gilt Ludwig als Speerspitz­e des rechten Flügels und der einwohners­tarken Flächenbez­irke, die dem rot-grünen Experiment sowie der roten Ausgrenzun­gspolitik gegenüber der FPÖ skeptisch gegenübers­tehen.

Weitere prominente Unterstütz­er für Irmgard Griss: Mit Sepp Schellhorn reiht sich erstmals ein Nationalra­tsabgeordn­eter in den Fanklub der unabhängig­en Präsidents­chaftskand­idatin ein. Der Neos-Politiker unterstütz­t laut Homepage die Steirerin mit 5000 Euro. Auch Ex-Styria-Generaldir­ektor Reinhard Haberfelln­er und der frühere Kabinettsc­hef von Ex-Justizmini­sterin Karin Gastinger (BZÖ), Norman Schadler, finden sich auf der Liste. Griss hat bereits 332.000 Euro gesammelt.

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Unterstütz­t Griss: Schellhorn (Neos)
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Ungewöhnli­ch scharfe Kritik: Wehsely

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