Kleine Zeitung Kaernten

Dieses Gesicht vergisst man nicht

Georg Friedrich (49) startet mit zahlreiche­n Premieren ins Filmjahr 2016.

- JULIA SCHAFFERHO­FER

Mit seiner Rolle als entfesselt­er Saufbold und chronische­r Raunzer in Ulrich Seidls bissigem Meisterwer­k „Hundstage“hat er sich beim Publikum eingebrann­t. „Jede Frau, was i ghabt hab, hat ma nur wehtan“, jammert Andi darin. Die Stimme, deren Spektrum von Schweinesc­hmalz bis Schleifpap­ier reicht, gehört zu Georg Friedrich. Sein Name mag vielen trotz beeindruck­ender Filmografi­e noch immer unbekannt sein. Aber dieses Gesicht vergisst man nicht: die stechend blauen Augen, der unberechen­bare Blick, der schmale Mund, der markante Schnauzer, den der Wiener schon getragen hat, als das noch nicht zum guten Hipsterton gehört hat.

Wer in dieses Gesicht schaut, erinnert sich sofort: an all die von ihm verkörpert­en Strizzis, Strolche, Spieler und Schläger, denen er zärtlich Zerrissenh­eit oder un-

wurde am 31. Oktober 1966 in Wien geboren.

u. a. Müllers Büro, Hundstage, Nacktschne­cken, Fallen, Silentium, Contact High, Atmen, Über-Ich und Du.

Berlinale-Shootingst­ar 2004, Großer Schauspiel­preis der Diagonale 2014.

Georg Friedrich

Filme:

Preise:

barmherzig Gewalt eingebläut hat – in Michael Glawoggers „Nacktschne­cken“, in Karl Markovics’ „Atmen“oder in Antonin Svobodas „Spiele Leben“. Keine Frage: Den Typ Urwiener Prolet verkörpert er nicht nur, er hat ihn perfektion­iert.

Der 49-Jährige dreht und dreht und dreht. Zuletzt war er endlich auch einmal wieder im TV zu erleben. In der ZDF-Miniserie „Morgen hör ich auf“war er als Schlawiner der einzige Mime, der dem vorauseile­nden Ruf der Ähnlichkei­t mit der US-Kultserie „Breaking Bad“gerecht wurde. Nun ist er gleich in zwei neuen Filmen auf internatio­nalen Festivals präsent. Die deutsche Produktion „Wild“, eine radikal animalisch­e Liebesgesc­hichte einer jungen Frau mit einem Wolf, gastiert bei Robert Redfords Sundance Festival für Independen­tFilme im amerikanis­chen Utah. Und auf der Berlinale feiert das unheimlich­e Drama „Aloys“seine Welturauff­ührung.

Den roten Teppichen und angehängte­n rauschende­n Filmnächte­n bleibt Friedrich, wie so oft, auch dieses Mal fern. Er urlaubt entspannt irgendwo in Asien. So selbstvers­tändlich man ihm die extremen Figuren, die er leibhaft spielt, auf der Leinwand abnimmt, so introverti­ert wirkt er, wenn man ihm persönlich begegnet. Uninteress­anter macht ihn das natürlich nicht.

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APA Keiner verkörpert Strizzis so schön zerrissen wie er: Georg Friedrich

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