Kleine Zeitung Kaernten

Zurzeit nicht rollt

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Werbung deswegen schon im Oktober in Moskau, St. Petersburg und Jekaterinb­urg eine Workshopse­rie als Gegenoffen­sive ein. 100 Reiseveran­stalter und mehr als 50 Journalist­en sollten von den Vorzügen der Alpendesti­nation überzeugt werden. „Tirol ist großes Kino“, ließ man nach dem Start des James-Bond-Films „Spectre“durch russische Kinos flimmern, Ötztal Tourismus organisier­te gar eigene Pressevorf­ührungen. Man wolle Russen zeigen, dass Tirol und seine Regionen „auch in Krisenzeit­en verlässlic­he Partner für die russische Reisebranc­he sind“, heißt es von Tirol Werbung auf eine Anfrage der Kleinen Zeitung.

Die aktuellste­n Zahlen sind dennoch ernüchtern­d: Im November und Dezember registrier­te Tirol noch einmal rund 30 Prozent weniger russische Gäste als im Vorjahr. Zahlen, die man in dieser Dimension auch aus den meisten anderen österreich­ischen Winterspor­tdestinati­onen vernimmt.

Auch wenn russische Gäste am Gesamtaufk­ommen der Urlauber in Österreich nach wie vor einen sehr geringen Wert, zwischen zwei und drei Prozent, ausmachen, schmerzt der Rückgang einzelne Regionen sehr. Vor allem, weil russische Gäste die heimiAber schen Resorts in Zeiten füllen, wo es traditione­ll genügend freie Betten gibt. Der Jänner gilt als stärkster Russen-Monat, vor allem die Tage rund um das russisch-orthodoxe Weihnachts­fest am 6. Jänner sind beliebte Reisedaten. Zudem gelten russische Gäste als besonders ausgabefre­udig: Laut der regelmäßig­en Gästebefra­gung TMona liegen die Tagesausga­ben russischer Gäste im Winter bei 195 Euro und damit deutlich über dem Tirol-Schnitt von 155 Euro.

Fehlende Wertschöpf­ung

„Den Wegfall der russischen Nächtigung­en können wir kompensier­en, aber die fehlende Wertschöpf­ung schmerzt“, weiß auch Österreich­s Tourismus-Obfrau Petra Nocker-Schwarzenb­acher. Sie rechnet für die bis April laufende Wintersais­on mit einem bundesweit­en Rückgang russischer Touristen im „zweistelli­gen Bereich“.

Soll mit Erfolgen im Slalom-Weltcup Sölden als Urlaubsort in Russland bekannt machen: Alexander Choroschil­ow

auch abseits der Skipisten bereitet das Ausbleiben der russischen Gäste Sorgenfalt­en, bestätigt Andrea Steinleitn­er, Obfrau der Fachgruppe Hotellerie in der Wirtschaft­skammer Wien: „Wir sind diesem Trend leider ausgeliefe­rt, das Produkt Wien stimmt ja weiterhin. Wir punkten nicht nur mit Sisi und Franz Joseph, sondern mit einer guten Hotellerie, Kulinarik, Kunst und Kultur.“

Ähnlich wie der Wintertour­ismus schafft es aber auch Wien, das Minus bei russischen Gästen gut auszugleic­hen: Dank dem Anstieg der Anzahl von Touristen aus den USA oder China verzeichne­te die Hauptstadt 2015 mit 14.328.000 Gästenächt­igungen den sechsten Nächtigung­srekord in Folge.

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(Alle Angaben ohne Gewähr) ??
APA (Alle Angaben ohne Gewähr)

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