Der neue Alltag mit der Registrierkasse
Tierarzt, Skischulbetreiber, Hüttenwirt, Taxifahrer, Trafikant, Schausteller: wie Unternehmer die Registrierkassen in ihr Geschäftsleben integrieren – oder auch nicht.
Administrative Belastung, finanzielle Belastung, mehr Bürokratie: Die Registrierkassenpflicht ist noch nicht einmal einen Monat in Kraft, aber das Wehklagen darüber ebbt quer durchs Land nicht ab. „Ich habe noch keine Registrierkassen angeschafft, raufe mir aber jetzt schon die Haare und befürchte, ich bin zu Anfang der Saison im Frühling dann ein Straftäter“, sagt Schausteller Ludwig Rieger. Er führt mit zehn Großfahrgeschäften Österreichs größten und ältesten Schaustellerbetrieb mit Sitz in Wels.
Rieger, der immer nur Beträge von 2,50 bzw. drei Euro kassiert, bräuchte, wie er sagt, eine Art 08/ 15-Kasse mit nur einem Knopf. „Die angebotenen Systeme sind für meine Branche zu kompliziert. Ich habe auch ungeschulte Mitarbeiter – wie sollen sie eine Verrechnung durchführen?“
„Neun von zehn Kunden schütteln den Kopf “, berichtet indes der Trafikant und Standesvertreter Harald Zefferer aus Stainach. Zu jedem Einkauf gibt’s auch in den Trafiken einen Kassenbeleg, „doch die meisten Kunden lassen ihn liegen. Ich leere jeden Tag drei Mistkübel nur mit liegen gebliebenen Kassenbons aus“, so Zefferer. Die technische Umstellung sei in seiner Branche recht klaglos über die Bühne gegangen, „die meisten Trafikanten hatten bereits moderne Kassensysteme und Warenwirtschaftssysteme, zum Teil ist die Programmierung ein Thema“.
Die „neue Form der Zettelwirtschaft und die Zusatzkosten“sorgen in der Branche für Verärgerung. „In meinem Geschäft brauche ich mindestens eine Kassenrolle pro Tag.“Seit der Umstellung kommt der Stainacher Trafikant schon auf fast einen Kilometer ausgedrucktes Papier, „das meist direkt in den Papierkorb wan- dert“. Es gibt zwar nicht nur die „Belegerteilungspflicht“für Unternehmer, sondern auch eine „Belegbehaltepflicht“für Kunden. Doch selbst wenn diese die Rechnung nicht vorweisen können, werden sie dafür nicht bestraft.
Im Handel kämpfen vor allem kleine Geschäfte mit den neuen Regeln, wie Gerhard Wohlmuth von der Handelssparte berichtet. „Viele kleinere Händler haben noch kein Kassensystem, weil technische Fragen offen sind.“Er registriere „Verärgerung darüber, dass im Vorfeld behauptet wurde, dass neue Kassensysteme schon für wenige Hundert Euro zu haben sind.“Nun zeige sich, dass „es in Wahrheit meist mehrere Tausend Euro sind. Dass das via HandyApp funktioniert, stimmt zumindest für unsere Branche nicht“, sagt Wohlmuth.
„Hohe“Skepsis
Auch Peter Tembler, der die Erzherzog-Johann-Hütte am Großglockner betreibt, die höchste Schutzhütte Österreichs, hat noch keine Kasse und befürchtet Schwierigkeiten mit der Installation. „Ich habe zwar mobiles Internet, aber die Verbindung ist nicht immer die beste.“