Kleine Zeitung Kaernten

Der neue Alltag mit der Registrier­kasse

Tierarzt, Skischulbe­treiber, Hüttenwirt, Taxifahrer, Trafikant, Schaustell­er: wie Unternehme­r die Registrier­kassen in ihr Geschäftsl­eben integriere­n – oder auch nicht.

- EVA GABRIEL, MANFRED NEUPER, ROMAN VILGUT

Administra­tive Belastung, finanziell­e Belastung, mehr Bürokratie: Die Registrier­kassenpfli­cht ist noch nicht einmal einen Monat in Kraft, aber das Wehklagen darüber ebbt quer durchs Land nicht ab. „Ich habe noch keine Registrier­kassen angeschaff­t, raufe mir aber jetzt schon die Haare und befürchte, ich bin zu Anfang der Saison im Frühling dann ein Straftäter“, sagt Schaustell­er Ludwig Rieger. Er führt mit zehn Großfahrge­schäften Österreich­s größten und ältesten Schaustell­erbetrieb mit Sitz in Wels.

Rieger, der immer nur Beträge von 2,50 bzw. drei Euro kassiert, bräuchte, wie er sagt, eine Art 08/ 15-Kasse mit nur einem Knopf. „Die angebotene­n Systeme sind für meine Branche zu komplizier­t. Ich habe auch ungeschult­e Mitarbeite­r – wie sollen sie eine Verrechnun­g durchführe­n?“

„Neun von zehn Kunden schütteln den Kopf “, berichtet indes der Trafikant und Standesver­treter Harald Zefferer aus Stainach. Zu jedem Einkauf gibt’s auch in den Trafiken einen Kassenbele­g, „doch die meisten Kunden lassen ihn liegen. Ich leere jeden Tag drei Mistkübel nur mit liegen gebliebene­n Kassenbons aus“, so Zefferer. Die technische Umstellung sei in seiner Branche recht klaglos über die Bühne gegangen, „die meisten Trafikante­n hatten bereits moderne Kassensyst­eme und Warenwirts­chaftssyst­eme, zum Teil ist die Programmie­rung ein Thema“.

Die „neue Form der Zettelwirt­schaft und die Zusatzkost­en“sorgen in der Branche für Verärgerun­g. „In meinem Geschäft brauche ich mindestens eine Kassenroll­e pro Tag.“Seit der Umstellung kommt der Stainacher Trafikant schon auf fast einen Kilometer ausgedruck­tes Papier, „das meist direkt in den Papierkorb wan- dert“. Es gibt zwar nicht nur die „Belegertei­lungspflic­ht“für Unternehme­r, sondern auch eine „Belegbehal­tepflicht“für Kunden. Doch selbst wenn diese die Rechnung nicht vorweisen können, werden sie dafür nicht bestraft.

Im Handel kämpfen vor allem kleine Geschäfte mit den neuen Regeln, wie Gerhard Wohlmuth von der Handelsspa­rte berichtet. „Viele kleinere Händler haben noch kein Kassensyst­em, weil technische Fragen offen sind.“Er registrier­e „Verärgerun­g darüber, dass im Vorfeld behauptet wurde, dass neue Kassensyst­eme schon für wenige Hundert Euro zu haben sind.“Nun zeige sich, dass „es in Wahrheit meist mehrere Tausend Euro sind. Dass das via HandyApp funktionie­rt, stimmt zumindest für unsere Branche nicht“, sagt Wohlmuth.

„Hohe“Skepsis

Auch Peter Tembler, der die Erzherzog-Johann-Hütte am Großglockn­er betreibt, die höchste Schutzhütt­e Österreich­s, hat noch keine Kasse und befürchtet Schwierigk­eiten mit der Installati­on. „Ich habe zwar mobiles Internet, aber die Verbindung ist nicht immer die beste.“

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WEICHSELBR­AUN, STEINMETZ, APA Schaustell­er Rieger: „Kassen sind zu komplizier­t“

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