Nach der Pflichtkommt die Chance
Rund 12.000 Kärntner sind ohne Pflichtschulabschluss. Die Volkshochschule ermöglicht es, dieses Manko zu beseitigen.
Schulabbrecher haben es nicht leicht im Leben, erst recht nicht Menschen ohne Pflichtschulabschluss. Noch immer fehlt rund 12.000 Kärntnern Basis für eine bessere Zukunft. Laut Landesschulratspräsident Rudolf Altersberger verlassen jährlich zwischen 350 und 450 Schüler vorzeitig die Pflichtschule. „Ich habe das Gefühl, dass diese Zahl zunimmt“, sagt Altersberger und spricht damit „notori- Schulschwänzen“an, das häufig beobachtet wird. Mithilfe von Schul- und Jugendcoaching durch Sozialarbeiter soll es weniger Abbrecher geben.
Österreichweit beläuft sich die Zahl der Schulabbrecher jährlich auf ungefähr 5000. Das sind rund 7,3 Prozent aller Schüler. Damit liegt Österreich zwar noch deutlich unter dem EU-Durchschnitt von zehn Prozent, Raum für Verbesserungen bleibt trotzdem.
„Die Gründe für vorzeitigen Schulabbruch sind vielseitig“, weiß Katharina Zimmerberger von den Kärntner Volkshochschulen. „Viele Jugendliche steigen aus, weil sie glauben, die Pflichtschule nicht zu schaffen. Lernschwächen, wie Dyskalkulie und Legasthenie, aber auch schwierige Sozialhintergründe sind oft Auslöser, die einen Abbruch begünstigen.“
Aus diesem Grund haben die Volkshochschulen vor 15 Jahren eine Initiative ins Leben gerufen, die Schulabbrechern und Erdiese wachsenen ohne Abschluss die Möglichkeit bietet, ihren Pflichtschulabschluss nachzuholen.
In speziell an die Bedürfnisse der Teilnehmer angepassten Vormittagsund Abendkursen, werden die Anwärter in eineinhalb Jahren auf ihre Prüfungen vorbereitet. Insgesamt sechs Kompetenzfelder, die sich auf die klassischen Hauptfächer in der Schule wie Deutsch, Mathematik und Englisch beziehen, werden erwachsenengerecht unterrichtet.
Sprachkenntnis
„In unseren Lehrgängen vermitteln wir neben politischen Grundlagen auch Verständnis für soziale Themen. Vor allem für Menschen mit Migrationshintergrund ist der Lehrgang immens wichtig“, erklärt Zimmerberger. „Durch den Abschluss des Lehrganges wird Migranten der Einstieg in den Berufsalltag erheblich erleichtert. Es sind jedoch Deutschkenntnisse auf Sprachniveau A 2 gefordert, um zu bestesches
hen.“Auf diese Weise haben seit 2001 in Kärnten bereits 1000 Personen ihren Pflichtschulabschluss nachgeholt.
Seit Kurzem gibt es für die Lehrgänge an den Hochschulen auch ein Aufnahmeverfahren, das die Eignung der zukünftigen Schüler sicherstellt. Die Standorte in Klagenfurt, Villach und Wolfsberg bereiten vor allem Schüler mit Migrationshintergrund auf dieses vor. Josef Kurteu ist Trainer und sozialpädagogischer Betreuer in der VHSZweigstelle in Wolfsberg. Seine Aufgabe ist es nicht nur, seine Schüler zu fördern, sondern auch passende Rahmenbedingungen zu schaffen. „Die häufig traumatisierten Personen brauchen eine Atmosphäre, in der sie sich wohlfühlen können.“
Genutzt werden die Lehrgänge aber nicht nur von jungen Menschen. Auch viele Pensionisten und Berufstätige nutzen das VHS-Angebot, um sich persönlich weiterzubilden.