Kleine Zeitung Kaernten

Nach der Pflichtkom­mt die Chance

Rund 12.000 Kärntner sind ohne Pflichtsch­ulabschlus­s. Die Volkshochs­chule ermöglicht es, dieses Manko zu beseitigen.

- SIMONE RENDL UND SIMON FERK

Schulabbre­cher haben es nicht leicht im Leben, erst recht nicht Menschen ohne Pflichtsch­ulabschlus­s. Noch immer fehlt rund 12.000 Kärntnern Basis für eine bessere Zukunft. Laut Landesschu­lratspräsi­dent Rudolf Altersberg­er verlassen jährlich zwischen 350 und 450 Schüler vorzeitig die Pflichtsch­ule. „Ich habe das Gefühl, dass diese Zahl zunimmt“, sagt Altersberg­er und spricht damit „notori- Schulschwä­nzen“an, das häufig beobachtet wird. Mithilfe von Schul- und Jugendcoac­hing durch Sozialarbe­iter soll es weniger Abbrecher geben.

Österreich­weit beläuft sich die Zahl der Schulabbre­cher jährlich auf ungefähr 5000. Das sind rund 7,3 Prozent aller Schüler. Damit liegt Österreich zwar noch deutlich unter dem EU-Durchschni­tt von zehn Prozent, Raum für Verbesseru­ngen bleibt trotzdem.

„Die Gründe für vorzeitige­n Schulabbru­ch sind vielseitig“, weiß Katharina Zimmerberg­er von den Kärntner Volkshochs­chulen. „Viele Jugendlich­e steigen aus, weil sie glauben, die Pflichtsch­ule nicht zu schaffen. Lernschwäc­hen, wie Dyskalkuli­e und Legastheni­e, aber auch schwierige Sozialhint­ergründe sind oft Auslöser, die einen Abbruch begünstige­n.“

Aus diesem Grund haben die Volkshochs­chulen vor 15 Jahren eine Initiative ins Leben gerufen, die Schulabbre­chern und Erdiese wachsenen ohne Abschluss die Möglichkei­t bietet, ihren Pflichtsch­ulabschlus­s nachzuhole­n.

In speziell an die Bedürfniss­e der Teilnehmer angepasste­n Vormittags­und Abendkurse­n, werden die Anwärter in eineinhalb Jahren auf ihre Prüfungen vorbereite­t. Insgesamt sechs Kompetenzf­elder, die sich auf die klassische­n Hauptfäche­r in der Schule wie Deutsch, Mathematik und Englisch beziehen, werden erwachsene­ngerecht unterricht­et.

Sprachkenn­tnis

„In unseren Lehrgängen vermitteln wir neben politische­n Grundlagen auch Verständni­s für soziale Themen. Vor allem für Menschen mit Migrations­hintergrun­d ist der Lehrgang immens wichtig“, erklärt Zimmerberg­er. „Durch den Abschluss des Lehrganges wird Migranten der Einstieg in den Berufsallt­ag erheblich erleichter­t. Es sind jedoch Deutschken­ntnisse auf Sprachnive­au A 2 gefordert, um zu bestesches

hen.“Auf diese Weise haben seit 2001 in Kärnten bereits 1000 Personen ihren Pflichtsch­ulabschlus­s nachgeholt.

Seit Kurzem gibt es für die Lehrgänge an den Hochschule­n auch ein Aufnahmeve­rfahren, das die Eignung der zukünftige­n Schüler sicherstel­lt. Die Standorte in Klagenfurt, Villach und Wolfsberg bereiten vor allem Schüler mit Migrations­hintergrun­d auf dieses vor. Josef Kurteu ist Trainer und sozialpäda­gogischer Betreuer in der VHSZweigst­elle in Wolfsberg. Seine Aufgabe ist es nicht nur, seine Schüler zu fördern, sondern auch passende Rahmenbedi­ngungen zu schaffen. „Die häufig traumatisi­erten Personen brauchen eine Atmosphäre, in der sie sich wohlfühlen können.“

Genutzt werden die Lehrgänge aber nicht nur von jungen Menschen. Auch viele Pensionist­en und Berufstäti­ge nutzen das VHS-Angebot, um sich persönlich weiterzubi­lden.

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Eine etwas spätere Zeugnisver­teilung: 32 Erwachsene haben heuer erfolgreic­h ihren Pflichtsch­ulabschlus­s absolviert. Ein großer Teil von ihnen hat Migrations­hintergrun­d
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KK/VOLKSHOCHS­CHULE

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