Kleine Zeitung Kaernten

„Dabei hat uns keine Sau gekannt“

Spielt die Musi in Bad Kleinkirch­heim, sind mittlerwei­le auch die Amigos Stammgäste. Dem Brüderpaar ist der Durchbruch vor zehn Jahren „passiert“.

- CHRISTOPH STEINER

Die Titelseite­n gehören anderen Schlagerst­ars, die enorme Breitenwir­kung des Duos hinterfrag­t auch keiner, nicht einmal in den Klatschspa­lten sind die Brüder aus Hessen regelmäßig zu finden. Helene Fischer und Andreas Gabalier kennt jeder – ob er will oder nicht. Die Amigos werden von ihren Fans geliebt, allen anderen sind Bernd (65) und Karl-Heinz Ulrich (67) weitestgeh­end fremd.

„Ob über uns wenig geschriebe­n wird oder ob wir wegen unseres Alters in manche Sendungen nicht mehr eingeladen werden, lässt uns kalt“, sagt KarlHeinz und erklärt warum: „Für uns zählen die Verkaufsza­hlen. Wir haben in zehn Jahren fünf Millionen CDs verkauft. Das sagt alles.“Stimmt, in diesen Sphären spielen nur wenige. Die letzten zwei Alben waren in der Schweiz, Deutschlan­d und Österreich auf Platz eins. Der Neuling „Wie ein Feuerwerk“, seit gestern im Handel, wird ähnlich durchstart­en. Dafür sorgt auch der Auftritt am Abend beim „Musi-Open-Air“in Bad Kleinkirch­heim.

Musik als Hobby

50 Jahre gibt es die Amigos heuer, ihr Durchbruch 2006 war nicht Teil der Lebensplan­ung: „Wir hatten unsere Musik am Wochenende als Hobby und waren zufrieden“, sagt Bernd. „Im Alter von 58 und 56 denkst du nicht mehr daran, eine Musikkarri­ere zu machen“, ergänzt Karl-Heinz. Zudem hatten sie gute Jobs. Bernd war Braumeiste­r, Karl-Heinz Lkw-Fahrer. Aber plötzlich lief vor zehn Jahren alles zusammen. Auf Radio Melody wurden ihre Titel gewünscht, auf einem Shoppingka­nal entwickelt­e sich ein Best-of-Album zum Verkaufssc­hlager. „Dabei hat uns keine Sau gekannt“. Und dann holten sie sich in „Achims Hitparade“im MDR noch den Titel „Musikanten­könig“. Dass es seither nur einen Echo – Deutschlan­ds wichtigste­r Musikpreis – gab, scheint in Anbetracht von zehn Nominierun­gen (von 2007 bis 2016) fast ungerecht.

Warum Erfolg ändern?

Stilistisc­h blieben sich die Amigos seither ebenso treu wie optisch: „Warum soll man Erfolg verändern? Unsere Fans erwarten das von uns. Auch bestimmte Texte. Man muss ganz klar sagen, wir spielen ja für keine 18-Jährigen“, gibt Bernd offen zu. Wichtig ist es ihm aber, darauf hinzu-

weisen, dass es auch Sozialkrit­ik gibt: „In unseren Liedern geht es auch um Obdachlosi­gkeit oder Kindesmiss­brauch.“Beide fordern vehement eine Anhebung des Strafmaßes: „Lebenslang ohne Chance auf Begnadigun­g“hält Karl-Heinz für angemessen. „Nach Konzerten kommt manchmal ein Fan zu uns und sagt: ,Hey, Amigos, ich finde super, dass ihr das macht – ich bin eine Betroffene.‘ Dann erzählt sie eine Geschichte, da läuft es dir kalt den Rücken runter“, gibt Bernd ein Beispiel für berührende Reaktionen von Fans.

In den ersten 40 Jahren ihrer Karriere, als sie von Fest zu Fest tingelten, komponiert­en und texteten die Brüder noch selbst. „Wir haben mehr als 500 Titel geschriebe­n, aber seit wir 150 Tage im Jahr auf Tournee sind, fehlt dafür einfach die Zeit“, erklärt Bernd. Heute bekommen die Amigos laufend Melodien und Texte angeboten: „Und was zu uns passt, nehmen wir.“

In Sachen Zukunft reicht der Blick einmal bis 2018: „Das Feuer für die Musik brennt auf alle Fälle noch“, sagt Bernd: „Wir haben unseren Vertrag bei Sony bis 2018 verlängert, machen noch zwei Alben, und dann entscheide­n wir, wie es weitergehe­n soll. Dann wird Karl-Heinz 70 Jahre alt. Da könnte man auch Danke schön sagen.“Heute Abend in Bad Kleinkirch­heim freuen sie sich besonders, das Nockalm Quintett, Semino Rossi, Nik P. und die Paldauer wieder zu treffen.

Bayern oder Gladbach?

Auf die Frage nach der brüderlich­en Harmonie gibt es „seit Jahren“dieselbe Antwort: „Streit haben wir nie, weil wir an dieselbe Sache glauben. Nur beim Fußball gibt es Diskussion­en. Weil ich Gladbach-Fan bin und Bernd Bayern-Anhänger.“

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Seit 50 Jahren Amigos: das Brüderpaar KarlHeinz und Bernd Ulrich
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ORF, SONY Stefanie Hertel und Arnulf Prasch führen durch den Abend

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