Die neuen Chefs der Stadtwerke wollen für Ruhe sorgen. 2017 soll Biomassewerk ans Netz gehen.
Ein Vorstand gefeuert, einer floh. Zwei neue Manager wollen die Stadtwerke wieder in ruhige Fahrwasser lenken.
Am 30. Mai war Kurzschluss in den Klagenfurter Stadtwerken. Vor Bilanzabschluss warf Langzeit-Vorstand Romed Karré, sonst ein trockener Tiroler, emotional den Job hin, um Tage später Verdienstentgang zu fordern. Die Leitungen waren schon im Februar halb durchgebrannt, als Vorstand Christian Peham, Ex-Verbund-Mann aus der Steiermark, über Nacht von Bürgermeisterin Maria Luise Mathiaschitz (SPÖ) wegen Vertrauensverlusts gefeuert wurde. „In so einer Situation versucht man als Erstes, Ruhe ins Unternehmen zu bekommen. Jeder unserer 850 Mitarbeiter ist ein Botschafter für die Klagenfurter Stadtwerke“, erklären nun Sabrina Schütz-Oberländer und Clemens Aigner. Die beiden sind als Vorstände so neu, wie für sie die E-Wirtschaft, in der die STW mit heuer budgetierten 180 Millionen Euro Umsatz mitmischen.
Politik und Turbulenzen
Aigner war Vorstand der Villacher Brauerei, Schütz-Oberländer Chefin der Betriebsansiedlung in Kärnten. „Wir bringen langjährige Managementerfahrung ein“, sagt Schütz-Oberländer. „Energie war wesentliches Thema in der Brauerei. Und es ist ja eine Bereichsleiterstruktur da“, fügt Aigner hinzu. IT-Know- how bringe er bei der SAP-Einführung ein. Der Politikwirbel um die Führung der Klagenfurter Stadtwerke fügte sich nahtlos in jahrelange Turbulenzen – von einem glücklicherweise gescheiterten Verbund-Gaskraftwerk nach Vorbild Mellach bis zum Konflikt der steirischen Papierindustrie gegen das Biomassefernheizwerk des WAC-Fußballpräsidenten Dietmar Riegler und dessen Ökostromförderung um satte 100 Millionen Euro. Die zweitgeringste Öffi-Nutzung aller Bundesländerhauptstädte und ein bilanziell tief unter Wasser liegendes Hallenbad obendrein.
Strom und Strandbad
Dafür dürfen die Klagenfurter zum österreichweit gefragt niedrigen Stromtarif das Licht einschalten – zwei Drittel der Stromkunden kommen aus anderen Bundesländern. Und die Lindwurmstädter dürfen sich im Strandbad in der WörtherseeOstbucht an Europas größter Badewanne glücklich schätzen. Bis dort ein Kleine Zeitung-Preisvergleich die Schnitzelsemmel als verteuert enthüllt. „Das kam sogar in den Gemeinderat und da rief auch die Frau Bürgermeisterin an. Wir sind froh über jeden Austausch auf Sachebene. Künftig werden wir sie als Eigentümervertreterin alle sechs Wo- chen zum Jour fixe treffen“, beschreibt Schütz-Oberländer, die über Eingriffe der blauen Landespolitik zu Jörg Haiders Zeiten vermutlich Bücher schreiben könnte, das künftige Verhältnis zur Politik. „Wir sitzen mit Eigentümerin, Aufsichtsrat und den Bürgern in einem Boot für eine gute Infrastruktur, sowohl marktwirtschaftlich bei Strom, Gas und Wärme, als auch in der Daseinsvorsorge“, so Aigner.
Pönale „laut Vertrag“
In der Geschäftsverteilung bringt der gelernte Controller und Techniker Aigner sein Wissen in allen kaufmännischen Services, bei IT und Netzbetrieb ein, während die Kollegin den Markt vom Stromvertrieb bis zur Bestattung managt, Freizeit und Mobilität. Womit sie sich die großen Baustellen aufteilen. Aigner muss die RZ-Wärme in die Rohre kriegen, Schütz-Oberländer die defizitären Busse e-mobil machen und ein neues Hallenbad herzaubern.
Öffi-Schlusslicht
„Im Frühjahr 2017 geht die Biomasse-Fernwärme ans Netz“, verspricht Aigner. „Die Kessel sind schon eingebaut.“Der Jahrestarif für einen Durchschnittshaushalt werde mit 1700 Euro gleich bleiben. Die Stadtwerke, die für den Leitungszu- und ausbau 12,7 Millionen beisteuern müssen, schlucken derzeit auch Mehrkosten im auf Gas umgerüsteten alten Fernheizwerk, weil Rieglers Bioenergiezentrum GmbH nicht schon seit 2015 Wärme liefert. Ob dafür zur Strafe die vertraglich vereinbarte Pönale laufend bezahlt wird?
„Der Vertrag wird erfüllt. Die Bioenergiezentrum GmbH hat einen finanzkräftigen Mehrheitseigentümer erhalten“, so Aigner. Das Sagen hat nun die deutsche Tubex von Cornelius Grupp. Riegler und Compagnon Otto Zechmeister sind BiomasseGeschäftsführer.