Kleine Zeitung Kaernten

LEXIKON: KURDISTAN

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nahme gefunden. Hinzu kommen in der Region 250.000 SyrienFlüc­htlinge. 3,4 Millionen Menschen sind insgesamt im Irak derzeit auf der Flucht. Nicht zuletzt aufgrund des Ölreichtum­s und wegen der vergleichs­weise guten Sicherheit­slage erlebte Erbil im ersten Jahrzehnt nach dem Sturz Saddam Husseins, der die Kurden brutal unterdrück­t hatte, einen enormen Boom und reichlich Investitio­nen aus dem Ausland. Glitzernde Hochhäuser und Luxushotel­s schossen aus dem Boden; im Stadtzentr­um reihen sich „Bella Roma“-Restaurant­s und „Holland“-Basare, die Holzbuden der Straßenhän­dler mit Lebendhuhn und Bergen an Wassermelo­nen, an silbern glänzende Öltranspor­ter und galaktisch anmutende moderne Tankstelle­n. In orientalis­chen Wasserpfei­fenBars laufen laszive westliche Musikvideo­s, ausgelasse­ne Feiern finden unter dem wachsamen Auge von schwerbewa­ffneten Uniformier­ten statt.

Doch die Dauerbedro­hung durch den Terror des IS, der niedrige Ölpreis, der Streit mit der Zentralreg­ierung in Bagdad um Öl, Geld und Anerkennun­g set-

Die Autonome Region Kurdistan

befindet sich im Norden des Irak. Sie verfügt über eine kurdische Regionalre­gierung mit Sitz in Erbil, ein Parlament und eigene Streitkräf­te, die Peschmerga, die gegen den IS ankämpfen.

lag im Jahr 2015 bei etwa 5,5 Millionen Menschen. 36 Prozent der Bevölkerun­g sind jünger als 15 Jahre.

Die Einwohnerz­ahl

Sandra Black, Internatio­nale Organisati­on für Migration

zen den Kurden zu. Gehälter der Peschmerga und Beamten werden oft monatelang nicht bezahlt; obwohl in Erbil weiterhin an allen Ecken und Enden Baukräne stehen, sind etwa 40 Prozent der Bauprojekt­e zum Erliegen gekommen. Präsident Barzani hat der frustriert­en Bevölkerun­g zum erneuten Male ein Referendum über die seit mehr als 100 Jahren erträumte Unabhängig­keit der Kurden in Aussicht gestellt. Doch die internatio­nale

„Rückkehrer

aus Europa stehen meist schlechter da als vor ihrer Flucht.

Unterstütz­ung ist trotz des AntiIS-Kampfs der Kurden gering – zu angespannt ist die Lage im Nahen Osten, um mit einem Zerfall des Irak und einem speziell von der Türkei abgelehnte­n Kurdenstaa­t einen weiteren Konflikthe­rd in Kauf nehmen zu wollen. So hoffen viele Kurden auf einen baldigen Sieg gegen den IS – und dass danach die Investoren aus dem Ausland wieder zurück in den Irak und nach Kurdistan kommen werden.

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