Hausen wie am Mars.
Sechs Forscher lebten 365 Tage auf einem Vulkanhang zusammen, um Zustände auf dem Mars zu simulieren.
Am 14. Dezember 1972 war der nun 82-jährige US-Astronaut Eugene Cernan der bislang letzte Mensch auf einem fremden Himmelskörper. Der Zauber des Apollo-Mondprogramms, das einst der Erde den Atem stocken ließ, lebt in Geschichtsbüchern weiter. Doch nach Jahrzehnten drängt der Mensch weiter: Der Mars wird zumindest übermorgen Besuch von Erdlingen bekommen, so der Plan. Eine lebensfeindliche, bis zu minus 133 Grad Celsius eisige Welt soll Menschen Heimat werden, als ferner Erdnachbar, zu dem man sich selbst einlädt.
Ein vorbereitendes Experiment, das vor allem die psychologischen Aspekte einer bemannten Marsstation abklopfte, endete nun erfolgreich: Sechs internationale Wissenschaftler – drei Frauen und drei Männer aus den USA, Frankreich sowie Deutschland – lebten 365 Tage am Hang des Vulkans Mauna Loa auf der größten hawaiianischen Insel Big Island in einem kargen Habitat zusammen. Das Projekt HI-SEAS war eine Belastungsprobe auf Minimalraum in 2500 Meter Höhe: Weiter als zehn Meter geradeaus zu gehen war unmöglich, für jeden Schritt nach draußen mussten sich die Forscher in ei- nen „improvisierten Raumanzug“zwängen, wie Geophysikerin und Missionsteilnehmerin Christiane Heinicke verriet. Die Deutsche hatte nach ihrer Rückkehr – auf frische Kost und das Meer freute sie sich besonders – einen Rat parat: „Bringt etwas Sinnvolles mit, woran ihr arbeiten könnt.“Einer der „größten
dort in 55 bis 401 Millionen Kilometer Erdentfernung sei die „Langeweile“, prophezeite sie. Jeder im Team hatte sein Gebiet, Heinicke beschäftigte sich mit Wassergewinnung aus Lavagestein, einem Überlebensthema in jedem außerirdischen Exil. „Man kann wirklich Wasser aus einem Boden bekommen, der trocken zu sein scheint. Es würde auf dem Mars funktionieren“, gibt sich die 30-Jährige zuversichtlich. Ohne Anpassungstalent und großes handwerkliches Geschick gehe es aber auf keinen Fall, wie viele ihrer Einträge auf Twitter („@mars_christiane“) zeigten.
Knackpunkt Persönlichkeit
Wolfgang Baumjohann, Direktor des Grazer Instituts für Weltraumforschung (IWF), kann dem von der Universität Hawaii und der US-Weltraumbehörde Nasa durchgeführten Experiment vor allem aus menschlicher Sicht einiges abgewinnen (siehe Interview rechts): Es gehe um die Selektion der für eine so extreme Mission tauglichen Charaktere. 250 Tage Hinflug sind ein Härtetest, vom Dasein vor Ort ganz zu schweigen. Auch beim Bezwingen von Achttausendern sei die Zusammensetzung der Seilschaft entscheidend. Schon vor Jahren waren für das Projekt Mars-500 Freiwillige 520 Tage in einem Komplex in Moskau eingeschlossen gewesen. Ein weiterer Versuch in der Antarktis ist denkbar.
Letztlich seien monumentale Raumfahrtprojekte stets auch „nationaler Contest“. Viele EleFeinde“ mente für einen Aufbruch um das Jahr 2035 seien längst vorhanden, auch wenn die Nasa-Kapsel Orion erst „weltraumwetterfest“gemacht werden müsse, das „Return-Modul“noch nicht existiere und umgerechnet 400 Milliarden Euro aufgetrieben werden müssten, bilanziert Baumjohann. China verfolge ebenfalls ein Langzeitprojekt. Der Mars macht weiter mobil – und eine bemannte Visite rückt wieder einige Schritte näher. Aloha, Roter Planet.