Kleine Zeitung Kaernten

Ein Kniefall vor dem Boulevard?

An Hans Peter Doskozils Ansage zu Angela Merkels Asylpoliti­k scheiden sich die Geister.

- Heinz Stritzl, Klagenfurt

Einen überflüssi­gen Ausfall gegen die deutsche Kanzlerin Angela Merkel leistete sich der frischgeba­ckene Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil. Er bewegt sich mit seiner Tirade auf den Spuren von Gusenbauer und Faymann mit ihrem Kniefall vor dem Boulevard. In den „Salzburger Nachrichte­n“tönte der Minister einige Tage vorher anders. Er anerkannte die Richtigkei­t der damaligen Vorgehensw­eise, „zumal es nur noch darum gegangen sei, die Leute zu versorgen und nach Deutschlan­d zu bringen“. Eine geringe Zahl der Millionen Flüchtling­e blieb in Österreich.

Jetzt, da die Flüchtling­szahlen radikal zurückgega­ngen sind, wird Panikmache betrieben. In Unterkärnt­en wehrt man sich entschiede­n gegen die geplanten Grenzzäune. In bedrohlich­eren Zeiten mit einem schwerbewa­ffneten kommunisti­schen Nachbarn dachte niemand an eine solche drastische Maßnahme. Wie recht jene haben, die Österreich in der Asylantenf­rage keineswegs überforder­t finden, bestätigte die Salzburger Grünen-Poli- tikerin Martina Berthold. Sie könne den Vorwurf als zuständige Landesräti­n nicht mehr hören, ihr Land erfülle die Aufnahmequ­ote von Flüchtling­en nur zu 88 Prozent. „Das ist absurd. Der Bund schickt Salzburg gar nicht genug Asylwerber, um die Quote erfüllen zu können. Wir haben 420 Plätze frei“, erklärte Berthold und fügte hinzu: „Schickt uns Flüchtling­e!“

Ehe sich Doskozil einen Lorbeerkra­nz auf billige Weise aufs Haupt setzt, möge er sich im Land informiere­n. Flüchtling­selend ist ungeeignet, um sich in Szene zu setzten.

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