Kleine Zeitung Kaernten

Steuerscho­nend.

0,005 Prozent Steuern zahlte Apple auf Gewinne in Europa. Nun wartet eine Milliarden­nachzahlun­g.

- MARKUS ZOTTLER, MANFRED NEUPER

Während McDonald’s aufgehört hat, die verkauften Burger zu zählen, ist das Feiern numerische­r Meilenstei­ne bei Apple noch bewährtes Ritual. So gab es Ende Juli ein rauschende­s Mitarbeite­rfest, als AppleBoss Tim Cook verlautbar­te, dass man mit dem iPhone die Milliarden­marke durchbroch­en hat. Eine Milliarde verkaufte Geräte in gerade einmal neun Jahren, da schwärmte selbst der zurückhalt­ende Cook von einem der „erfolgreic­hsten Produkte aller Zeiten“.

Anderswo ist Apple mit Zahlen weniger transparen­t: Der IT-Gigant aus Kalifornie­n will etwa nicht sagen, wie viele iPhones er in Europa verkauft. Deswegen beruhen alle diesbezügl­ichen Hochrechnu­ngen auf Einschätzu­ngen von Analysten. Die deutsche Wochenzeit­ung „Zeit“wertete im vergangene­n Jahr mehrere dieser Erhebungen aus und kam zu einem sehr interessan­ten Ergebnis: Apple habe allein zwischen 2010 und 2014 in Europa 117 Millionen iPhones verkauft und damit satte 34 Milliarden Euro Gewinn lukriert.

man diese Rechnung mit einem durchschni­ttlichen Körperscha­ftssteuers­atz von 27 Prozent anreichern, kämen als Ergebnis neun Milliarden Euro heraus, die Apple in diesem Zeitraum an Steuern hätte abführen müssen. Nur auf die erzielten Gewinne durch den iPhone-Verkauf, wohlgemerk­t. In den letzten Apple-Jahresberi­chten findet sich aber eine dramatisch niedrigere Zahl. Den Schriftstü­cken zufolge lag die steuerlich­e Belastung auf Auslandsge­winne bei Apple zuletzt bei rund 2,8 Prozent. Dadurch tut sich eine große Steuerlück­e auf, die die EU-Kommission nun schließen will.

Gerichte werden entscheide­n

Und zwar in Person von Wettbewerb­skommissar­in Margrethe Vestager. Die Dänin ortet nach eingängige­r Untersuchu­ng eine massive Wettbewerb­sverzerrun­g. Apple habe in seinem Europazent­rum Irland jahrelang unerlaubte Steuerverg­ünstigunge­n von beispiello­sen 13 Milliarden Euro erhalten. Der effektive Steuersatz, den der Konzern im Norden Europas zuletzt zahlte, soll bei gerade einmal 0,005 Prozent der Einkünfte gelegen sein. Fast alle Erträge, die Apple in Europa erwirtscha­ftet, seien mit Billigung Irlands in Verwaltung­ssitzen konzentrie­rt worden, die nur auf dem Papier existieren würden.

Jetzt soll der Konzern die Steuern an Irland nachzahlen.

Juristisch wird das Spiel damit

Apple zahlte auf seine in Europa erzielten Gewinne 2003 einen Steuersatz von 1 %. Bis 2014 ging dieser Satz weiter auf zurück.“0,005 % EU-Kommissari­n Margrethe Vestager

erst angepfiffe­n. Sowohl Irland als auch Apple zweifeln an der Rechtmäßig­keit der Kommission­smaßnahme und wollen gegen die Entscheidu­ng klagen. Sollte es also jemals zu einer Nachzahlun­g Apples kommen, dann wohl erst in ein paar Jahren. Dass das SteuerMatc­h zwischen Gemeinscha­ften, Nationalst­aaten und Großkonzer­nen erst am Anfang steht, unterstrei­cht zudem die Reaktion der USA. Das Finanzmini­sterium in Washington kritisiert­e das Vorgehen der EU-Kommission umgehend, weil es „ausländisc­he Investitio­nen und das Wirtschaft­sklima in Europa untergrabe­n“könnte. Selbst das Grundverst­ändnis der transatlan­tischen Partnersch­aft sei in Gefahr.

Ebenfalls in Gefahr, und das erklärt die amerikanis­che Aufregung vielleicht besser, ist die USWürde

Steuerrefo­rm. Seit längerer Zeit ist die akribische Steuerfluc­ht der US-amerikanis­chen Großkonzer­ne in Wahrheit auch der ObamaRegie­rung ein Dorn im Auge. Apple etwa hat über 230 Milliarden US-Dollar auf der hohen Kante, mehr als 90 Prozent davon aber aus steuerlich­en Gründen in Gesellscha­ften außerhalb der USA.

Zuletzt machte sich Washington deswegen dafür stark, dass die Konzerne für gewisses Vermögen Steuern zu zahlen haben, unabhängig davon, ob sie die Gelder überhaupt in die USA transferie­ren. Nachzahlun­gen in Europa könnten nun die neu zu erhebende Steuerlast der Unternehme­n in den USA entspreche­nd verringern. Dann würden wiederum Obama und Co. im Milliarden­poker durch die Finger schauen.

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APA Der US-Konzern Apple müsste im Heimatland rund 40 Prozent Körperscha­ftssteuer zahlen. Auch um das zu umgehen, spannte man ein weltweites Netz an Gesellscha­ften auf
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