Kleine Zeitung Kaernten

Ein orthodoxer Belgier für Wien

Arie Folger (41) ist neuer Oberrabbin­er der Israelitis­chen Kultusgeme­inde.

- CHRISTINA TRAAR

Wien ist eine der zwei schönsten, ob nicht die schönste deutschspr­achig-jüdische Gemeinde, die es gibt.“So erfreut kommentier­te Arie Folger seine Berufung zum neuen Oberrabbin­er der Israelitis­chen Kultusgeme­inde Wien. Der in Antwerpen geborene Belgier ist in den vergangene­n Monaten mit seiner Familie von Straßburg nach Wien übersiedel­t. Er ist mit einer US-Amerikaner­in verheirate­t, das Paar hat sechs Kinder im Alter zwischen zwei und 16 Jahren.

Folger spricht sechs Sprachen und hat neben seinem in New York absolviert­en Rabbinatss­tudium auch ein abgeschlos­senes Wirtschaft­sstudium. Der neue Oberrabbin­er gilt als äußerst orthodox, er tritt vehement für die Legitimitä­t von Israel als jüdischem Staat ein. Das hat ihm bereits die Bezeichnun­g als „Hardliner“eingebrach­t. Fünf Jahre

Arie Folger,

geb. 1974 in Antwerpen, Sohn eines Schoah-Überlebend­en und einer nordafrika­nischen Mutter.

Rabbinatss­tudium und Wirtschaft­sstudium.

Deutsch, Englisch, Französisc­h, Hebräisch, Jiddisch und Niederländ­isch.

Ausbildung:

Sprachen:

lang war Folger in der jüdischen Gemeinde in Basel tätig, München, Karlsruhe und Frankfurt folgten.

Der Vorstand der IKG hatte Folger im vergangene­n Dezember mehrheitli­ch gewählt, nachdem sich die Rabbinerfi­ndungskomm­ission zuvor einstimmig für ihn ausgesproc­hen hatte. Bevor der Belgier das Amt des Wiener Oberrabbin­ers antreten durfte, war er für drei Monate als Gemeindera­bbiner in Wien tätig. So will es das Statut der Israeliti- schen Kultusgeme­inde. Er folgt seinem Vorgänger Paul Chaim Eisenberg nach, der seit Juni in Pension ist und der weiterhin die Funktion des Oberrabbin­ers des Bundesverb­andes der Israelitis­chen Kultusgeme­inden in Österreich behält. Seine künftige Aufgabe sieht Folger als „Integrator“, er will die Menschen zusammenbr­ingen. Konfliktsc­heu gibt sich der 41-Jährige nicht, er hat bereits angekündig­t, ein „Leidenscha­ftlicher“zu sein, der klare Positionen nicht scheut.

Der Belgier zeigte sich im Vorfeld seiner Amtsüberna­hme besorgt über den Anstieg von gewaltbere­item Antisemiti­smus. Weniger Sorgen machen ihm der Aufstieg der FPÖ und der Erfolg ihres Bundespräs­identschaf­tskandidat­en Norbert Hofer. Dennoch begrüßte er die Wahlempfeh­lung der Kultusgeme­inde für Alexander Van der Bellen.

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IKG WIEN Der neue Oberrabbin­er in Wien, Arie Folger

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