Kleine Zeitung Kaernten

Abbruch und Neustart

Auch Österreich­s Wirtschaft­sminister spricht sich für einen Abbruch der TTIPVerhan­dlungen aus. Und einen Neustart nach den US-Wahlen.

- K DONNERSTAG, 1. SEPTEMBER 2016, SEITE 28

Nach dem deutschen Wirtschaft­sminister Sigmar Gabriel hat nun auch Österreich­s Wirtschaft­sminister und Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er eingeräumt, dass das Freihandel­sabkommen TTIP de facto gescheiter­t ist. Das Thema sei angesichts

des Verhand- lungsproze­sses „so belastet, dass unter den derzeit gegebenen Voraussetz­ungen eine positive Umsetzung de facto ausgeschlo­ssen ist“. Eine sachliche Auseinande­rsetzung sei aufgrund der Emotionali­sierung nicht mehr möglich. Sein Vorschlag: Der Prozess soll nach der US-Präsidents­chaftswahl neu aufgesetzt werden. Für ein exportorie­ntiertes Land wie Österreich bleibe keine andere Alternativ­e, als den gesamten Prozess neu aufzusetze­n: „Stopp der Verhandlun­gen, Abbruch“, so Mitterlehn­er. Gefordert sei die Transparen­z des Verhandlun­gsprozesse­s und der angestrebt­en Ziele. Insbesonde­re gehe es um die Berücksich­tigung der Standards, die national nicht unterboten werden dürfen, auch eine klare Neuausrich­tung betreffend Investitio­nsschutz sei gefordert. Die Ablehnung in der Bevölkerun­g sei außerdem so „einzementi­ert“, dass eine sachliche Auseinande­rsetzung gar nicht mehr möglich ist. „Nur noch die kühnsten Optimisten erwarten, dass das heuer vor einem Abschluss steht“, so Mitterlehn­er. Diese „kühnen Optimisten“finden sich nach wie vor in der EU-Kommission, von der zu Wochenbegi­nn zu hören war: „Wenn die Bedingunge­n stimmen, ist die Kommission bereit, dieses Abkommen bis Ende des Jahres unter Dach und Fach zu bringen.“Die Gespräche seien in einer entscheide­nden Phase.

In Deutschlan­d haben Gabriels Aussagen – wohl auch wahlkampfb­edingt – tiefe Bruchlinie­n innerhalb der schwarz-roten Koalition sichtbar gemacht. Denn nicht nur bei deutschen Wirtschaft­sverbänden erntete Gabriel teils harsche Kritik für seinen TTIP-Abgesang, sondern auch beim Koalitions­partner CDU. So ist auch die deutsche Kanzlerin Angela Merkel auf Distanz zu Gabriel gegangen. „Es ist richtig, weiter zu verhandeln“, ließ Merkel erklären.

Frankreich will indes, wie berichtet, ein formales Ende der TTIP-Gespräche beantragen. Präsident François Hollande sagte, er halte gegenwärti­g keine Vereinbaru­ng bis zum Jahresende für möglich. Die Gespräche seien festge-

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