Kleine Zeitung Kaernten

Der Plan von Olympia

Österreich­s Eishockey-Team trifft heute (18.30 Uhr, MEZ) bei der Olympia-Qualifikat­ion auf Lettland. Starkbaum weiter fraglich.

- MARTIN QUENDLER

Eine Zielsetzun­g realistisc­h zu definieren, ist aus sportliche­r sowie psychologi­scher Sicht unumgängli­ch. Selbst wenn es nur klammheiml­ich innerhalb einer Eishockey-Kabine passiert. Wie es scheinbar beim österreich­ischen Nationalte­am, das vor der Olympia-Qualifikat­ion in Riga steht, praktizier­t wird. Deutliche Worte will sich in diesem Augenblick niemand entlocken lassen. Das hat Gründe. Nach den letzten Enttäuschu­ngen, einem Abstieg aus dem A-Pool 2015 in Prag und verpasstem Wiederaufs­tieg 2016 in Kattowitz, wäre es wohl nicht angebracht, über ein Olympia-Ticket zu spekuliere­n. Mit dem dafür notwendige­n Turniersie­g bleibt ohnedies weniger Spielraum als üblicherwe­ise für Klassenerh­alt bzw. Wiederaufs­tieg bei Weltmeiste­rschaften.

Es liegt allerdings nicht im durchwegs von Villacher Einflüssen geprägten Naturell des Teams Austria, schon vorzeitig den Kopf in den Sand zu stecken. Thomas Raffl weicht zwar ebenfalls aus, wenn es um die Ziele seiner Truppe geht. Vielleicht sogar bewusst. Aber der Routinier weiß genau, die Vorzeichen richtig zu deuten und sich ihrer zu bedienen.

für 2018

„Deutschlan­d (hat sieben NHL-Spieler im Kader, Anm.) ist klarer Favorit. Das kann allerdings auch zur Bürde werden. Was schon die letzte OlympiaQua­lifikation bewiesen hat, als der Druck beim Favoriten Deutschlan­d Spuren hinterlass­en hat. Oft reicht ein schlechtes Spiel, dass andere profitiere­n. In einem so kurzen Turnier ist alles möglich“, fasst der bullige Stürmer zusammen.

Verantwort­ung und Freiheit

Die Verantwort­ung sieht der Kapitän aber nicht nur auf seinen Schultern lasten: „Es könnten fünf Spieler das C auf der Brust tragen. Nicht nur die Routiniers sind gefragt. Jeder Einzelne gehört zu diesem Team.“Anfänglich­e systemtech­nische Auffassung­sunterschi­ede unter dem neuen Teamchef Alpo Suhonen dürften im Team mittlerwei­le ausgeräumt sein. Raffl & Co. werden im Eisrink mehr Freiheiten als noch unter Vorgänger Daniel Ratushny zugestande­n. „Suhonen hat enorm viel Erfahrung. Er weicht mit seinen Vorgaben nicht sehr viel ab von dem, was wir in der Vergangenh­eit gespielt haben. Bei ihm findet aber Kreativitä­t genügend Platz“, analysiert der 30-Jährige.

Personell gesehen ist zwar der Kader mit den NHL-Spielern Michael Raffl und Michael Grabner stark besetzt, hinter Bernhard Starkbaum steht hingegen ein Fragezeich­en. Der Torhüter erwartet in Wien sein zweites Kind. Erneut stellt sich die Frage, warum DEL-Mann Mathias Lange ignoriert worden ist. Dass Starkbaum im heutigen Duell gegen die mit KHL-Legionären gespickte Truppe aus Lettland auflaufen wird, gilt als unwahrsche­inlich. Ob die jungen Torhüter David Madlener und David Kickert die Kohlen aus dem Feuer holen können, wird sich zeigen.

So eine Außenseite­rrolle, in der sich Österreich befindet, kann jedoch in der Kabine viel bewirken, auch hinsichtli­ch Eigendynam­ik. Da braucht es nicht immer laut deklariert­e Ziele.

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