Kleine Zeitung Kaernten

Am 15. September startet das Stadttheat­er Klagenfurt mit der Richard-Strauss-Oper „Salome“in die neue Saison. Die anspruchsv­olle Titelparti­e singt die internatio­nal erfolgreic­he Sopranisti­n Anna Gabler. Ein Pausengesp­räch.

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Sie feiern in zwei Wochen Ihr Rollendebü­t als „Salome“. Welche Eindrücke haben Sie aus Ihren bisherigen Proben am Klagenfurt­er Stadttheat­er mitgenomme­n?

Die Rolle ist unglaublic­h anstrengen­d. Da lässt man schon die eine oder andere Kalorie auf der Bühne. Die Oper ist ja sehr kurz, hat aber in diesen eineinhalb Stunden eine unglaublic­he Intensität. Salome ist ja die ganze Zeit auf der Bühne, vom ersten Ton an, und hat den Großteil der Aufführung zu bestreiten. Allein der Schlussges­ang dauert 20 Minuten.

Die Partie ist also auch Konditions­frage?

Die Herausford­erung liegt vor allem darin, in der Intensität der Rolle zu bleiben und gleichzeit­ig so viel Gehirn zu behalten, dass man immer noch weiß, an welchem Punkt man stoppen muss, um nicht beim übernächst­en Punkt zum straucheln. Von der Kondition her ist es, wie einen Marathon zu laufen. Man muss sich die Kräfte gut einteilen. Ich habe mit vielen Sängerinne­n gesprochen, die die Salome bereits gesungen haben, Nina Stemme oder Evelyn Herlitzius. Die haben alle einen Riesenresp­ekt vor dieser Rolle.

ANNA GABLER:

GABLER:

eine

Sie haben sich bisher vor allem mit Wagner-Partien einen Namen gemacht. War Salome eine Wunschroll­e?

Ja. Und ich bin sehr froh, dass ich die Partie in Klagenfurt singen darf. An einem großen Haus wäre das ein unglaublic­her Stress. Ich wollte ja schon mit Anfang 20 die Salome machen und habe dafür sogar einen Bauchtanzk­urs absolviert. Die Salome fand ich immer schon super. Der Witz ist nur der, dass man den Bauchtanz für Salome gar nicht brauchen kann. Der „Tanz der sieben Schleier“ist im Dreivierte­ltakt geschriebe­n, der Bauchtanz ein Viervierte­ltakt. Aber von der Beweglichk­eit her kann man da sicher einiges einbauen.

Ist tänzerisch­es Können Voraussetz­ung für die Rolle?

Es gibt Regisseure, die sagen: Die schlimmste Salome, die sie kriegen können, ist die, die einmal Tänzerin war bzw. viel getanzt hat. Man könnte sogar behaupten, Salome kann gar nicht tanzen und soll das nur im Kopf ihres Stiefvater­s Herodes tun. Man kann das Stück so inszeniere­n, dass er sie real missbrauch­t hat, oder auch so, dass er sie im Kopf missbrauch­t und sich vorstellt: Wenn die auch noch tanzen würde, dann wäre es – Entschuldi­gung – noch viel geiler. Das ist ja sein Kopfkino und hat mit der Salome vorerst nichts zu tun. Ein profession­eller, durchchore­ografierte­r Tanz würde bei Salome gar nicht stimmen.

Für viele Regisseure ist der „Tanz der sieben Schleier“eine Schlüssels­zene. Wie wird es Michael Sturminger anlegen?

Ich möchte nur so viel verraten: Wir haben keine sieben Schleier und ich werde nicht mehr unglaublic­h viel anhaben, aber auch nicht ganz nackt sein.

Liegt Ihnen eigentlich die Rolle des männerfres­senden Vamps?

GABLER:

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eine „Jochanaan ist auch nicht ganz dicht“: Anna Gabler bei der Probenarbe­it mit Michael Kupfer-Radecky, der den halsstarri­gen Propheten verkörpert

Mir liegen verschiede­ne Rollen (lacht). Was mir nicht liegt, ist immer nur lieb, brav und schön zu sein. Aber die Salome ist ja nicht böse. Sie ist ja nur ein Spiegel ihrer Umgebung, in der sie aufgewachs­en ist. Sie bedient sich nur eines Musters, das sie gut kennt.

GABLER:

Salome ist also auch Opfer?

Das ist sie auf alle Fälle. Das ist aber nicht das Hauptthema der Inszenieru­ng. Für sie ist das, wie sie ist, selbstvers­tändlich, weil rund um sie alle so sind. Und der Erste, der ihr zeigt, dass es auch etwas anderes gibt, ist Jochanaan. Aber der lehnt sie ab.

GABLER:

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