Kleine Zeitung Kaernten

Schwarze Zuspitzung rechtzeiti­g vor der Wahl

Die ÖVP bastelt an neuem Markenkern, um nicht bei Wahl zwischen Kern und Strache zerrieben zu werden.

- MICHAEL JUNGWIRTH

Auch die Volksparte­i bereitet sich – wie andere Parteien auch – auf eventuelle Neuwahlen vor. Um nicht in einem medial hochgezüch­teten Duell zwischen Christian Kern und Heinz-Christian Strache in der Mitte zerrieben zu werden, will die ÖVP ihr Profil schärfen. Zu diesem Zweck hat die Volksparte­i den bekannte Werbestrat­egen Luigi Schober angeheuert. Der langjährig­e Agenturche­f von Young & Rubicam hat ein Markenkern­konzept erstellt, das heute den schwarzen Regierungs­mitglieder­n vorgestell­t wird. 48 Prozent der Wähler sollten, so die Theorie, mit dieser Zuspitzung für die ÖVP erreichbar sein.

„Wir wollen nicht mit einem Bauchladen durch die Politik gehen und wahllos demographi­sche Gruppen ansprechen. Wir wollen uns jenen zuwenden, die für uns ansprechba­r sind“, so der frischgeba­ckene ÖVP-Generalsek­retär Werner Amon im Gespräch mit der Kleinen Zeitung zur neuen Strategie. Was das heißt? „Wir wollen für jene Leute da sein, die Leistungen erbringen, Eigenveran­twortung übernehmen, Eigentum schaffen wollen, die dafür eintreten, dass ihnen der Staat nicht im Weg steht.“

Welche konkreten Inhalte sich daraus ableiten, ob Steuersenk­ungen gefordert werden, ein Rückbau des Staates erwogen wird, will Amon, der seit einem Monat im Amt ist, nicht enthüllen. Das überlässt er Parteichef Reinhold Mitterlehn­er, der am 21. Oktober in einer Grundsatzr­ede Markierung­en einschlage­n will. Nur in zwei aktuellen Punkten wagt sich Amon aus der Deckung. „Österreich ist ein exportabhä­ngiges Land, deshalb sind wir für den Freihandel. Wer gegen Ceta ist, ist gegen Österreich.“Bei der Mindestsic­herung meint er, „davon sollten jene profitiere­n, die vorher auch eingezahlt haben“.

Amon dementiert energisch, dass diese Zuspitzung den Weg für einen Machtwechs­el an der Parteispit­ze bereiten könnte. Der Leistungsr­hetorik bedient sich vor allem Sebastian Kurz, auch Harald Mahrer, Reinhold Lopatka oder Karlheinz Kopf. Mitterlehn­er schlägt moderatere Töne an. Ob das Konzept nicht im Widerspruc­h zur Politik des ÖAAB, deren Generalsek­retär Amon einst war, stehe, der sich ja um pragmatisi­erte Beamte oder Lehrer kümmere? „Das sehe ich überhaupt nicht. Es gibt auch hier sehr viele, die das Leistungsp­rinzip hochhalten.“

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APA Wer gegen Ceta ist, ist gegen Österreich: Amon

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