Kleine Zeitung Kaernten

Der reichste Mann Österreich­s

- ERNST SITTINGER

Der Name Sigmund Bosel ist heute nahezu vergessen. Dabei ist das Leben dieses schillernd­en Selfmade-Millionärs ein abenteuerl­iches und obszönes Stück österreich­ischer Wirtschaft­sgeschicht­e. Der junge Textilkauf­mann stieg nach 1918 als Wiener „Inflations­könig“zum Bankier, Industriel­len, Nachtklubb­esitzer und reichsten Mann des Landes auf. Er nützte Nachkriegs­wirren und Hyperinfla­tion und spann ein feines Netz politische­r und gesellscha­ftlicher Kontakte.

So sehr Bosel um soziale Anerkennun­g bemüht war, so zwielichti­g blieb sein Charakter. Zwar wird er vielfach als freigie- big und hilfsberei­t beschriebe­n, persönlich soll er sich aus seinem märchenhaf­ten Reichtum nicht viel gemacht haben. Doch der Finanzakro­bat verwickelt­e sich in dubiose Geschäfte und in den Finanzskan­dal um die staatliche Postsparka­sse. Nach einem Betrugspro­zess sollte er in Haft, die Machtübern­ahme der Nazis kam dazwischen. Noch am 11. März 1938 wurde der jüdische Bankier verhaftet, später gefoltert und 1942 in einem Deportatio­nszug erschossen.

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G. Ransmayr: Der arme Trillionär. Styria Premium

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