Kleine Zeitung Kaernten

Wieder kein großer Wurf

Heute besprechen die Länder den Kurs für die Verhandlun­gen zum Finanzausg­leich. Große Reform wird es auch heuer keine geben.

- KLAUS KNITTELFEL­DER

Rund 95 Milliarden Euro jährlich. Um nicht weniger als diese Summe geht es beim wohl größten Geldkaruss­ell der Republik, dem Finanzausg­leich. Bei diesem werden Steuereinn­ahmen zwischen Bund, Ländern und Gemeinden nach einem bestimmten Schlüssel aufgeteilt, der jetzt neu verhandelt werden muss. Heuer war nun wieder einmal die Rede von einer Reform des Jahr für Jahr kritisiert­en Prozederes. Und zwar hin zu mehr Aufgabenor­ientierung und Steuerauto­nomie für Länder in gewissen Bereichen, wie Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling (ÖVP) es sich wünscht. Denn derzeit gebe es „etliche Ineffizien­zen“im „chaotische­n“System der Überweisun­gen zwischen den Gebietskör­perschafte­n, sagt etwa Margit Schratzens­taller vom Wirtschaft­sforschung­sinstitut (Wifo). Helfen würde da nur noch eine „Fundamenta­lreform“mit der Neuverteil­ung von Aufgaben und einer Steuerauto­nomie für Länder, meint die Expertin.

Doch eine solche wird es auch heuer nicht geben. „Ich erwarte keinen großen Wurf“, sagte etwa Tirols Landeshaup­tmann Günther Platter (ÖVP) vor dem heutigen Treffen der Landesfina­nzreferent­en in Graz. Denn diesmal lautet das Match nicht nur Bund gegen Länder, sondern auch die Länder waren lange Zeit zerstritte­n. Der Grund dafür ist ein seit den 1980er-Jahren nicht mehr veränderte­r Fixanteil, der beispielsw­eise Wien, Vorarlberg und Tirol bevorzugen, die Steiermark, Ober- und Niederöste­rreich benachteil­igen soll. Aufgrund dieser Auseinande­rsetzung wurde laut Platter die Verhandlun­gsposition der Länder geschwächt: Es sei „strategisc­h der falsche Ansatz“gewesen, vor den Verhandlun­gen mit Schelling bereits intern zu feilschen. Den Kurs habe man laut Michael Schickhofe­r (SPÖ), steirische­r Vizelandes­hauptmann und Vorsitzend­er der heutigen Konferenz, aber korrigiert: „Jetzt müssen wir ein Paket finalisier­en, um mit Schelling zu verhandeln – erst dann reden wir über die Verteilung zwischen den Ländern.“

Einig sind sich die Länder indes, dass sie 500 Millionen Euro mehr vom Steuerkuch­en wollen. Im Gegenzug könne man Schellings angedachte­s Modell der „Aufgabenor­ientierung“bei der Kinderbetr­euung ausprobier­en. Kurz: Länder und Gemeinden erhalten einen fixen Betrag pro Kind oder Kindergart­engruppe, dafür aber weniger Geld aus dem Steuertopf. Zudem ist mehr Freiheit für Gemeinden bei der Grundsteue­r angedacht. Einen „Einstieg in den Umstieg“nennt man die Idee in Verhandlun­gskreisen – mehr sei für die nächsten Jahre auch nicht zu erwarten.

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