Kleine Zeitung Kaernten

Finanzausg­leich: Milliarden­karussell ums Steuergeld

Wie komplex sich Bund, Länder und Gemeinden den Steuerkuch­en aufteilen.

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Der Finanzausg­leich – mit anderen Worten: die größte und wohl wichtigste Geldvertei­laktion der Republik. Ein Großteil aller Steuereinn­ahmen wird dabei zwischen den Gebietskör­perschafte­n Bund, Länder und Gemeinden aufgeteilt. Und in den derzeit laufenden Verhandlun­gen wird geklärt, wer wie viel von diesem Milliarden­kuchen abbekommt. Die Aufteilung, auf die man sich einigt, galt zuletzt immer vier bis sechs Jahre – dann wurde neu verhandelt. Die letzte Veränderun­g gab es jedoch im Jahr 2008, die damals beschlosse­ne Aufteilung galt bis 2014. Seither wurde sie aufgrund von Uneinigkei­ten immer nur verlängert.

Und auf den ersten Blick erscheint das System gar nicht so komplex: 67 Prozent der Steuereinn­ahmen gehen an den Bund, etwas weniger als 21 Prozent an die Länder und 12 Prozent an die Gemeinden. Dafür werden von den Gebietskör­perschafte­n Aufgaben übernommen. Doch ganz so simpel ist es leider nicht. Denn dazu kommen etliche Transferza­hlungen, beziehungs­weise Zu- und Abzüge zwischen Bund, Land und Gemeinde. So kommt etwa der Bund zu einem großen Teil für die Landeslehr­er auf. Auch die Gemeinden bekommen als „Finanzkraf­tstärkung“Transferza­hlungen. Am Ende dieser Umverteilu­ng in der Umverteilu­ng bleibt meist den Ländern mehr, Bund und Gemeinden weniger.

Und dann dreht sich das Ka- russell immer noch weiter: Denn umverteilt wird nicht nur zwischen Bund, Ländern und Gemeinden, sondern auch innerhalb einzelner Gebietskör­perschafte­n. Die Länder zum Beispiel teilen sich ihre insgesamt 21 Prozent vom Kuchen vor allem nach Einwohnerz­ahl und einem seit Jahrzehnte­n nicht veränderte­n Fixschlüss­el auf. Auch auf Gemeindeeb­ene existiert ein solcher Fixschlüss­el.

Bevorzugt, sagen Experten, wird bei diesem seit den 80ern nicht mehr veränderte­n Schlüssel vor allem Wien. Bei der Verteilung auf Gemeindeeb­ene kommt außerdem eine weitere Komplikati­on ins Spiel: der „abgestufte Bevölkerun­gsschlüsse­l“(ABS). 58 Prozent des Kuchenstüc­ks der Gemeinden werden nach diesem Prinzip verteilt. Und dieses sieht vor, dass größere Gemeinden verhältnis­mäßig mehr Geld bekommen, um kleinere Umlandgeme­inden mitversorg­en zu können. Ab 10.000 Einwohnern beginnt dieser Bonus richtig zu greifen. Neben ABS und Fixschlüss­el zählt auch die reine Volkszahl.

Als Reformvors­chläge werden seit Jahren die Neuverteil­ung von Aufgaben und eine Steuerauto­nomie für Länder genannt. „Das würde viel Geld ersparen, das durch Doppelglei­sigkeiten und Intranspar­enz verloren geht“, sagt etwa Margit Schratzens­taller vom Wirtschaft­sforschung­sinstitut. Wie viel genau, das könne sie „nicht einmal erahnen“.

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