Neuer Kampf gegen Polio
Pakistan impft Millionen Kinder gegen Kinderlähmung und fürchtet Taliban.
Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen hat in Pakistan am Montag die nationale Impfaktion gegen Kinderlähmung (Polio) begonnen. Die Herausforderungen dieses Vorhabens sind enorm: Innerhalb von nur drei Tagen sollen bis zu 37 Millionen Kinder per Schluckimpfung geschützt werden.
Für einen reibungslosen Ablauf sollen 100.000 Impfteams sorgen, sagt der Koordinator des Impfprogramms, Rana Safdar, zum Start der Kampagne: „Wir hoffen, dieses Mal 95 Prozent der Kinder unter fünf Jahren zu erreichen.“Die Kinderlähmung ist eine durch die Polioviren übertragene Infektionskrankheit, die Nervenzellen im Rückenmark angreift. Betroffen sind hauptsächlich Kinder zwischen drei und acht Jahren. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO führt eine von 200 Infektionen zu dauerhaften Lähmungen. Von diesen Erkrankten sterben wiederum fünf bis zehn Prozent der Betroffenen, weil die Atemmuskeln angegriffen sind.
Pakistan und Afghanistan sind laut WHO die einzigen Länder der Welt, in denen die Kinderlähmung noch übertragen wird. Pakistan bemüht sich nun, von dieser Liste gestrichen zu werden. Bis 2018 möchte das Land sein Ziel erreichen, dass es ein Jahr lang keine neuen Polio-Infektionen gibt. Wäre die Herausforderung, innerhalb weniger Tage Millionen Kinder zu impfen, nicht schon groß genug, ist auch das Sicherheitsthema heikel: Die radikalislamischen Taliban behaupten seit Jahren vehement, die Impfungen gegen die Kinderlähmung seien eine Verschwörung des Westens zur Sterilisierung von Muslimen. Mehr als hundert Krankenschwestern, Impfhelfer und Polizisten wurden in den vergangenen Jahren bei Angriffen durch die Islamisten getötet. Entsprechend hoch sind die Infektionszahlen in jenen Regionen Pakistans, wo die Taliban am mächtigsten sind.
Um in den kommenden Tagen Gewaltaktionen der Taliban zu verhindern, wurden mehrere Tausend Sicherheitskräfte abgestellt.