Altweibersommer in Hochform
Sprachlich umstritten, „wetteorologisch“toll: Der Altweibersommer hat zwar nichts mit „alt“und „Weiber“zu tun, aber sehr viel mit „Sommer“und Sonne.
Der „Altweibersommer“eignet sich nicht zum Kärntner des Tages?! Wieso, er steht doch in guter Gesellschaft mit Hennen (den wahren Osterarbeiterinnen), dem Maibaum oder dem Kärntner Wald. Und immerhin: Mit diesem Artikel hat sich die Kleine Zeitung seit der Jahrtausendwende 148 Mal mit dem Altweibersommer befasst.
Der Duden weiß alles, zum Beispiel, dass man nicht genau weiß, woher der Begriff Altweibersommer kommt. Lässt die (Sprach-) Wissenschaft aus, sind der Volksfantasie Tür und Tor geöffnet.
Der Altweibersommer heißt so, weil: 1) sich ältere Damen angeblich die grau schwebenden Spinnweben-Fäden wie Haare – manchmal kokett – vom Gewand zupf(t)en. 2) weil das altdeutsche Wort „weiben“für (Spinn-)„weben“zu Irrtümern einlud.
Indianer-Überfall
In Osteuropa ist das „Altweiber“Bild verbreitet, im Süd-Westen nicht: In Italien sagt man St. Martin-Sommer (weil es wundermild wurde, nachdem er seinen Mantel verschenkt hatte). Die USA, England, Frankreich setzen auf „Indian Summer“, den „IndianerSommer“. Böseste Begründung: Die schönen Tage hätten den Indianern Gelegenheit geboten, die Siedler vor dem Winter noch einmal zu überfallen. Kein Wunder, dass der „Indian Summer“als politisch inkorrekt umstritten ist.
Der heutige Kärntner des Tages stand sogar vor Gericht: 1989 verklagte eine 78-Jährige die Bundesrepublik Deutschland: Sie fühle sich durch den Begriff Altweibersommer diskriminiert; der Deutsche Wetterdienst dürfe
das Wort nicht mehr verwenden. Doch das Gericht sprach den „Altweibersommer“frei.
Der scheint die Freiheit bis heute zu genießen: „Diese Woche haben wir in Kärnten wunderschönstes AltweibersommerWetter“, schwärmt ZAMG-Meteorologe Gerhard Hohenwarter in „Superstlativen“. „Der Sommer bäumt sich ein letztes Mal auf und der September legt sich richtig ins Zeug.“Mit Temperatu-
ren bis 25 Grad; das wären sogar Sommertage. Herrlichste Fernsicht in den Bergen. Die Blätter färben sich schneller und bunter. Eingezwickt wird der Altweibersommer von zwei Herren: dem schwächelnden Hoch Nikolaus und seinem Nachfolger Otto.
Wäre „Altmännersommer“ein gerechtes Gegengewicht? Schon, aber nicht sinnvoll: Wie viele alte Männer haben noch volles silbergraues Haar?