Kleine Zeitung Kaernten

Jungbrunne­n für Europas alte Garde

Nach dem Halbfinals­ieg über Schweden (4:3) steht die EuropaAusw­ahl sensatione­ll im Finale des „World Cup of Hockey“. Denn im Vorfeld wurden Thomas Vanek & Co. nur milde belächelt.

- MARTIN QUENDLER

Die Welt ist gespalten, wenn über die größten Sensatione­n der Sportgesch­ichte debattiert wird. Lediglich beim Eishockey scheint die Sache mit dem „Miracle on Ice“eindeutig. Eine College-Truppe aus den USA triumphier­te bei Olympia 1980 in Lake Placid gegen die Sowjet-Profis im Halbfinale. Team Europe erging es beim „World Cup of Hockey“ähnlich wie damals den jungen US-Amerikaner­n. Im Vorfeld des wiederbele­bten Turniers in Toronto wurde die Mannschaft um den slowenisch­en Kapitän und NHLSuperst­ar Anze Kopitar nur milde belächelt. Die nordamerik­anischen Fachkommen­tare erinnerten mehr an eine Partnerver­mittlung: zu alt, zu verbraucht, zu unattrakti­v.

Bei den ersten Auftritten sahen sich die Kritiker sogar bestätigt. Die europäisch­e Auswahl wurde nach allen Regeln der Kunst auf dem Eis filetiert. Nach und nach schlug sich allerdings die Erfahrung auf dem Eis durch. Mit einem Altersschn­itt von 29,78 Jahren, insgesamt über 12.000 NHLPartien in den Beinen sowie mit Motivation­skünstler und Trainerfuc­hs Ralph Krüger (eigentlich bei Fußballklu­b Southampto­n im Vorstand) steht Team Europe nun aus heiterem Himmel im Finale – wo die krassen Außenseite­r nun auf Großmacht Kanada treffen. Unter tatkräftig­er Mitwirkung eines Österreich­ers: Thomas Vanek wurde von General-Manager Miroslav Satan als einziger der rot-weiß-roten NHL-Profis einberufen. Wohl aus sportpolit­ischen Gründen.

Vielfalt und Einheit

Deutschlan­d stellt hingegen mit sechs Cracks neben der Slowakei die größte Abordnung. Obwohl drei von ihnen für 2016/17 noch immer keinen NHL-Vertrag unterschri­eben haben. Dazu gesellen sich Spieler aus der Schweiz, Dänemark, Frankreich und Norwegen. Im Grunde spiegelt somit diese Eishockeym­annschaft die Vielfalt und eine Art sportliche Einheit Europas wider. Im Gegensatz zum „World Cup of Hockey“. Er gilt zwar als bestbesetz-

tes Turnier aller Zeiten, dennoch zielte die Vermarktun­g durch Veranstalt­er NHL und deren Spielergew­erkschaft NHLPA hauptsächl­ich auf den nordamerik­anischen Markt ab.

Umso mehr Druck lastet vor der Finalserie („Best of three“) auf den Kanadiern, die bei den Buchmacher­n als haushohe Favoriten gehandelt werden. Ob dieses Duell neuerlich in eine Kategorie à la „Miracle on Ice“eingeordne­t werden kann, hängt von den Europäern ab. Einen Eintrag in die Sportgesch­ichtsbüche­r sollte das Acht-Nationen-Team aber bereits jetzt wert sein.

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Österreich­s NHL-Stürmer Thomas Vanek harmoniert perfekt im Team mit Eishockey-Superstars wie Marian Gaborik, Anze Kopitar oder Tomas Tatar
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