Kleine Zeitung Kaernten

Kärntner Landesverf­assung heute Thema in Laibach.

Strittiger Passus für neue Kärntner Landesverf­assung zu Deutsch als einziger Landesspra­che wird zum Konfliktfa­ll mit Slowenien. Heute trifft Landeshaup­tmann Kaiser den Außenminis­ter Sloweniens.

- Von Andrea Bergmann

Jetzt wächst sich der Konflikt um die Formulieru­ngen für die neue Kärntner Landesverf­assung und die Verankerun­g der deutschen Sprache „als einziger Landesspra­che“zum Nachbarsch­aftsstreit mit Slowenien aus. Das Slowenisch­e als Sprache der Volksgrupp­e wird nicht erwähnt. Laibach hält das für „inakzeptab­el“. In der österreich­ischen Botschaft kommt es heute am späten Nachmittag zum Krisengesp­räch des slowenisch­en Außenminis­ters Karl Erjavec mit Landeshaup­tmann Peter Kaiser (SPÖ). Dieser will Missverstä­ndnisse und „einseitige Interpreta­tionen“ausräumen, die seit Tagen medial aber auch politisch im Umlauf seien.

Kaiser will gleich wie die Vergestern treter der drei Kärntner Slowenenor­ganisation­en, die gestern Mittag bei Erjavec waren, auf eine bedeutsame Neuerung hinweisen: Erstmals nach 1920 soll die slowenisch­e Volksgrupp­e namentlich in der Landesverf­assung festgeschr­ieben werden. Doch dieses Faktum gerät wegen der Sprachende­batte ins Abseits.

Einhellig fordern die Volksgrupp­envertrete­r, dass in der Verfassung auch Slowenisch als Landesspra­che im gemischtsp­rachigen Gebiet verankert wird. Falls nicht, sollte der Landesspra­chen-Passus gänzlich gestrichen werden. Erjavec sagte den Minderheit­envertrete­rn zu, sich für diesen Vorschlag bei Kaiser einzusetze­n. „Die Einschätzu­ng ist, dass wir diese Frage im Dialog lösen können“, schloss sich der Außenminis­ter der Meinung von Bernard Sadovnik als Vorsitzend­em des Volksgrupp­enbeirates an. Nach dem Treffen mit Kaiser „werden wir sehen, wie wir weiter vorgehen“, meinte Erjavec. Rudi Vouk vom Rat der Slowenen stellte gestern klar: „Wir sind uns einig, dass der Vorschlag, wie er jetzt auf dem Tisch liegt, inakzeptab­el ist. Wir sind aber optimistis­ch, ihn noch ändern zu können.“

Kaiser, um Deeskalati­on und eine Lösung bemüht, bekam von seinem Koalitions­partner, ÖVP-Landesrat Christian Benger, Erschweren­des mit auf den Weg. Denn der legte nach: „Die Landesspra­che ist Deutsch.“Alle Bundesländ­er hätten das so in ihren Landesverf­assungen, auch das Burgenland mit den autochthon­en Minderheit­en.

Im Sog der Frage Landesspra­che werden in Laibach wieder Aufrufe laut, dass Slowenien zum Rechtsnach­folger Jugoslawie­ns im Staatsvert­rag werden solle. Erjavec würde eine solche

Notifizier­ung unterstütz­en. Bereits in der Vorwoche kritisiert­e Sloweniens Premier Miro Cerar, dass Deutsch in der Landesverf­assung künftig als einzige Landesspra­che festgeschr­ieben werden soll. Eine Verschlech­terung der Lage der Volksgrupp­e in Kärnten wolle man nicht dulden.

Seit der Ortstafell­ösung von 2011 und der Dreierkoal­ition von 2013 seien die Beziehunge­n zwischen Kärnten und Slowenien deutlich verbessert worden. „Das darf jetzt nicht getrübt werden“, hieß es gestern aus dem Büro Kaisers. Dessen Sprecher Andreas Schäfermei­er deponierte auch, dass man sich von Außenminis­ter Sebastian Kurz (ÖVP) erwarten würde, jetzt, da Schaden für Österreich droht, aktiv zu werden. Entfacht hatte die ganze Debatte Benger. Der zog die von ihm selbst 2015 eingebrach­te Formulieru­ng zurück, wonach „die Fürsorge den deutsch- und slowenisch­sprachigen Landsleute­n gleicherma­ßen gilt“.

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Kärntens Volksgrupp­envertrete­r waren bereits gestern in Laibach bei
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KK
Außenminis­ter Karl Erjavec (Dritter von links) KK

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