Kleine Zeitung Kaernten

KÄRNTNERIN DES TAGES

Sarah Falkinger (38) aus Grafenstei­n ist Österreich­s einzige Ziegelmach­erin – in der letzten Handziegel­ei.

- Von Jochen Bendele

Sarah Falkinger aus Grafenstei­n ist Österreich­s einzige Ziegelmach­erin.

Österreich­s einzige Ziegelmach­erin? Da liegt die Frage nahe: Gibt es weibliche Ziegel? „Nein“, lacht Sarah Falkinger, „außer, dass mediterran­e Dächer und solche in der Grazer Altstadt häufig MönchNonne-artig gedeckt sind: Unten sind muldenarti­ge Ziegel, die Nonnen. Auf ihnen liegen die Mönche mit der Rundung nach oben.“

Gibt es wenigstens Unterschie­de bei männlichen und weiblichen Kunden? „Frauen denken öfter an die Pflege und möchten das Material spüren. Unsere handgemach­ten Ziegel sind eher seidenmatt und nicht ganz ebenmäßig. Das macht sie lebendig.“F alkinger kam 1978 in Salzburg zur Welt. Wochen später zogen ihre Eltern ins Tiefland von Bolivien, um – gemeinsam mit Dorfbewohn­ern – eine Kirche zu restaurier­en. „Mein Vater war Zimmermann, Maurer, verstand viel von Ziegeln. Meine Mutter konnte schnitzen, vergolden und machte Wandmalere­ien. In dem Umfeld wuchs ich auf.“

Als sie sechs war und die Schule begann, kehrte die Familie nach Grafenstei­n zurück. Nach der Matura studierte sie Keramik an der Uni Linz. „Viele wissen es nicht, aber Keramik und Stein sind die ältesten Medien der Menschheit, wie Ausgrabung­en zeigen.“

Als sie merkte, wie schwierig es ist, von Kunst zu leben, ging sie nach Wien, führte ein Kulturcafé und betätigte sich in der Kunstvermi­ttlung. Dort lernte sie ihren späteren Mann Mario Schmid kennen, mit dem sie zwei Kinder hat, Xenia (11) und Igor (4).

Bis zu 100 Quadratmet­er Ziegel, etwa 2000 Stück, produziert das Ehepaar im Monat. Jeder geht sieben Mal durch ihre Hände. „Wir machen selten tagelang das Gleiche.“Die Werkstatt, von Vater Alois 2008 gegründet, übernahmen die beiden vor gut zwei Jahren. Trotz Wochenende­n in der Werkstatt: „Die Lebensqual­ität muss stimmen, sonst würden wir das nicht machen. Wir können uns die Zeit einteilen und arbeiten gern. Das ist Luxus.“D ie Kunst kommt auch nicht zu kurz: Falkinger macht Ziegel für alte Scheunen, für Kunstproje­kte, Werbe- und Geburtstag­sgeschenke, Jubiläumsf­eiern. Viele Architekte­n und Handwerker schätzen ihre handgemach­ten Ziegel für Baukultur und Baudenkmäl­er. „Für ein Generation­enprojekt in Grafenstei­n haben 150 Kinder und 80 Erwachsene Ziegel mit ihren Namen geschlagen. Aus denen wird im Frühling ein Objekt gemauert.“

Das muss ja etwas werden – wenn jemand so schwärmen kann: „Ziegel sind echt, ökologisch bedeutsam und tragen viel zu einem behagliche­n Raumklima bei. Ziegel sind uns vertraut – und das alles macht ihren Charme aus.“

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Sarah Falkinger, Gatte Mario Schmid, Xenia und Igor haben sogar schon gemeinsam ausgestell­tTRAUSSNIG

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