Stundenlang gefangen
Banges Warten auf Rettung. Auf dem Großvenediger in Osttirol saßen zwei Männer in einer aus dem Tragseil gesprungenen Gondel fest – auf einem Baum in 20 Meter Höhe.
Das Unglück passierte gestern kurz vor 12 Uhr am Großvenediger in Osttirol: Die Gondel einer Materialseilbahn war mit drei Bergsteigern und einer Bergsteigerin aus Österreich auf dem Weg zur Essener und Rostocker Hütte auf 2208 Meter Höhe. Die Skitourensaison war auf dem 3662 Meter hohem Berg gerade angelaufen.
Dann passierte etwas Unvorhersehbares: Die Gondel sprang aus unbekannter Ursache aus dem Tragseil und rauschte zu Boden. Ein Mann (53) und eine Frau (30) wagten dabei den Sprung aus der Gondel, die jedoch sofort wieder hochgezogen wurde und in 20 Meter Höhe in einer Lerche steckenblieb. Zwei Männer (30 und 52) waren zu diesem Zeitpunkt noch in der Gondel.
Eine dramatische Rettungsaktion wurde in Gang gesetzt: „Das Schlechtwetter verhindert den Flug“, hieß es um 14 Uhr noch von einem Flugretter von „Martin 4“. Im Einsatz stand auch das Team des ÖAMTCHubschraubers „Christopherus 7“und die Feuerwehr Prägraten. „Der Mann und die Frau konnten in das Krankenhaus Lienz geflogen werden“, sagte Friedl Steiner, Chef der Bergrettung Prägraten. Vor Ort war die Situation denkbar schlecht: Zwei Männer waren in 20 Meter Höhe gefangen, die Gondel hing laut Auskunft der Flugretter nur noch an einem Zugseil. Aufgrund der Seile der Materialseilbahn war an eine Bergung mittels Tau vom Hubschrauber aus nicht zu denken. Die akute Lawinengefahr verhinderte, dass die Retter der Bergrettung und der Alpinpolizei zu Fuß den Unfallort erreichen konnten. „Die Bergretter mussten zum Unfallort geflogen werden“, sagte Steiner. Was zum Glück gelang. Vor Ort kämpfte
sich einer der Bergretter den Weg am Baum mit Pickel und Steigeisen hoch, sicherte die Gondel am Baum und seilte die beiden Männer ab. Einer der Männer war verletzt. „Dieser wurde zuerst ausgeflogen“, sagt Steiner. Gegen 17 Uhr – nachdem die zwei Tourengeher mehrere Stunden in der Gondel Seilbahn ausgeharrt hatten – konnten alle Personen vom Unfallort ausgeflogen werden. Die Materialseilbahn sei, hieß es von einem Flugretter, für den eingeschränkten Personenverkehr zugelassen. Unfallursache und Hergang werden jetzt von der Polizeiinspektion Lienz ermittelt.