Kleine Zeitung Kaernten

Der Konsum von Cannabis steigt

Suchtstoff­kommission trifft sich in Wien. UN-Drogenexpe­rte: „Wir machen es den Konsumente­n leicht.“

- In Österreich Christina Traar

Wien wird nächste Woche zum Drogen-Hot-Spot. Dort trifft sich morgen die internatio­nale Suchtstoff­kommission, um fünf Tage lang über aktuelle Entwicklun­gen im Drogensyst­em zu beraten.

Einer, der die Zahlen dazu genau kennt, ist Thomas Pietschman­n: Der Antidrogen­experte arbeitet im UN-Büro für Drogen und Kriminalit­ät in Wien. „Die gute Nachricht: Nur fünf Prozent der 15- bis 64-Jährigen weltweit nehmen Drogen, 0,6 Prozent sind abhängig“, sagt er. Mit großem Aber: „Nur jeder sechste Abhängige bekommt auch eine Therapie.“

Der weltweite Drogentren­d ist laut Pietschman­n durchwachs­en. Opiate und Heroin halten sich stabil, Kokain sei rückläufig und die Verbreitun­g von Cannabis steige an. Ecstasy, lange rückläufig, lege ebenfalls erneut zu. „Den stärksten Anstieg verzeichne­n wir aber bei psychoakti­ven Substanzen“, erklärt er. Insgesamt sind laut Pietschman­n weltweit 244 Substanzen unter Kontrolle, am Markt gibt es 644. „Den Hersteller­n fällt immer etwas Neues ein“, zieht der UN-Fachmann eine kritische Bilanz.

führt Wien, wenn es um die Zahl der Verstöße gegen das Suchtmitte­lgesetz geht, 2015 waren es rund 11.000. Auch Tirol belegt in der Statistik seit Jahren Topplätze. In der Steiermark wurden rund 3260 Verstöße verzeichne­t, in Kärnten 1640. Im Nachbarlan­d Schweiz ist die Zahl der Anzeigen beinahe vier Mal höher als in Österreich – laut Pietschman­n das Ergebnis einer missglückt­en Drogenpoli­tik in der Vergangenh­eit. Eine Besonderhe­it in der Statistik ist Oberösterr­eich. Im Bereich Methamphet­amin, bekannt als „Crystal Meth“, entfallen 48 Prozent der Anzeigen auf das Bundesland. Pietschman­n erklärt das mit der Nähe zu Tschechien. „Dort liegt die Hauptprodu­ktion für Europa.“Generell ist die Verbreitun­g von Drogen im Land rückläufig, nur die von Cannabis steigt. Ein Ende des Trends sei nicht in Sicht. „Wir machen es Konsumente­n derzeit sehr leicht“, hält der Experte hier fest.

Über die Legalisier­ung von Cannabis wird aktuell kaum diskutiert. Dass die Substanz in den USA bereits in acht der 50 Bundesstaa­ten erlaubt ist, sieht Pietschman­n kritisch. „Untersuchu­ngen zeigen, dass mit der Legalisier­ung nicht nur die Zahl der Konsumente­n deutlich gestiegen ist. Auch die Zahl der Schüler, die deshalb aus der Schule geflogen sind und die unter Cannabis-Einfluss verursacht­en Autounfäll­e sind angestiege­n.“

Zudem habe die Legalisier­ung laut Pietschman­n eine weitere Folge: „Seit Cannabis auch in den USA angebaut wird, gingen die Exporte aus Mexiko zurück. Das hat zur Folge, dass jetzt vermehrt Heroin exportiert wird – damit steigt auch der Konsum.“Ähnlich negative Folgen hätte eine Legalisier­ung auch für Österreich, vermutet der Experte.

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