Der Konsum von Cannabis steigt
Suchtstoffkommission trifft sich in Wien. UN-Drogenexperte: „Wir machen es den Konsumenten leicht.“
Wien wird nächste Woche zum Drogen-Hot-Spot. Dort trifft sich morgen die internationale Suchtstoffkommission, um fünf Tage lang über aktuelle Entwicklungen im Drogensystem zu beraten.
Einer, der die Zahlen dazu genau kennt, ist Thomas Pietschmann: Der Antidrogenexperte arbeitet im UN-Büro für Drogen und Kriminalität in Wien. „Die gute Nachricht: Nur fünf Prozent der 15- bis 64-Jährigen weltweit nehmen Drogen, 0,6 Prozent sind abhängig“, sagt er. Mit großem Aber: „Nur jeder sechste Abhängige bekommt auch eine Therapie.“
Der weltweite Drogentrend ist laut Pietschmann durchwachsen. Opiate und Heroin halten sich stabil, Kokain sei rückläufig und die Verbreitung von Cannabis steige an. Ecstasy, lange rückläufig, lege ebenfalls erneut zu. „Den stärksten Anstieg verzeichnen wir aber bei psychoaktiven Substanzen“, erklärt er. Insgesamt sind laut Pietschmann weltweit 244 Substanzen unter Kontrolle, am Markt gibt es 644. „Den Herstellern fällt immer etwas Neues ein“, zieht der UN-Fachmann eine kritische Bilanz.
führt Wien, wenn es um die Zahl der Verstöße gegen das Suchtmittelgesetz geht, 2015 waren es rund 11.000. Auch Tirol belegt in der Statistik seit Jahren Topplätze. In der Steiermark wurden rund 3260 Verstöße verzeichnet, in Kärnten 1640. Im Nachbarland Schweiz ist die Zahl der Anzeigen beinahe vier Mal höher als in Österreich – laut Pietschmann das Ergebnis einer missglückten Drogenpolitik in der Vergangenheit. Eine Besonderheit in der Statistik ist Oberösterreich. Im Bereich Methamphetamin, bekannt als „Crystal Meth“, entfallen 48 Prozent der Anzeigen auf das Bundesland. Pietschmann erklärt das mit der Nähe zu Tschechien. „Dort liegt die Hauptproduktion für Europa.“Generell ist die Verbreitung von Drogen im Land rückläufig, nur die von Cannabis steigt. Ein Ende des Trends sei nicht in Sicht. „Wir machen es Konsumenten derzeit sehr leicht“, hält der Experte hier fest.
Über die Legalisierung von Cannabis wird aktuell kaum diskutiert. Dass die Substanz in den USA bereits in acht der 50 Bundesstaaten erlaubt ist, sieht Pietschmann kritisch. „Untersuchungen zeigen, dass mit der Legalisierung nicht nur die Zahl der Konsumenten deutlich gestiegen ist. Auch die Zahl der Schüler, die deshalb aus der Schule geflogen sind und die unter Cannabis-Einfluss verursachten Autounfälle sind angestiegen.“
Zudem habe die Legalisierung laut Pietschmann eine weitere Folge: „Seit Cannabis auch in den USA angebaut wird, gingen die Exporte aus Mexiko zurück. Das hat zur Folge, dass jetzt vermehrt Heroin exportiert wird – damit steigt auch der Konsum.“Ähnlich negative Folgen hätte eine Legalisierung auch für Österreich, vermutet der Experte.