Der Kultur-Fürsprecher
Raimund Spöck (65) gestaltet seit 35 Jahren Kärntens Kulturszene maßgeblich mit – als Vereinschef und Wirt.
Schon gehört? Treffen sich zwei Unternehmer, reden sie über Kunst. Treffen sich zwei Künstler, reden sie darüber, wie Kunst finanziert werden könnte.
Diesen Spagat zwischen Wollen und Können übt Raimund Spöck mit dem „Verein für Innenhofkultur“jeden Tag aufs Neue – mittlerweile seit 35 Jahren. Der 65-jährige Vereinsobmann erhielt bei der Verleihung des Landeskulturpreises ein offizielles Dankeschön in Form des erstmals vergebenen „Anerkennungspreises“.
Mit seiner „Innenhofkultur“hat Archäologie-Studium-Abbrecher Spöck mehr als 2000 Konzerte, Ausstellungen, Lesungen und Kunst-Aktionen ins Land gebracht. Ohne Mithilfe des gebürtigen Ebenthalers hätte es auch kein „No Borders Music Festival“gegeben, das – obwohl halb EU-gefördert – in Kärnten 2001 schon wieder abgedreht wurde. Bei den Nachbarn in Tarvis funktioniert das kleine Musikfestival mit internationalen Stars bekanntlich heute noch.
Was im Jahr 1981 Kultur-Wirt Spöck, Vater einer 24-jährigen Tochter, in einem Lagerraum im Innenhof der „Goldenen Gans“in Klagenfurt (daher der Vereinsname) mit dem Stehlokal „Bei uns“begonnen hat, führt er seit 2009 im „Raj“(hinterm „Zehrer“in der Badgasse) weiter. Davor bot der JazzFreak und Fan heimischer Kost und Alpe-Adria-Spezialitäten knapp zehn Jahre lang als Pächter des „Café im Künstlerhaus“Querdenkern eine Stammzelle.
Während dieser Zeit wurde Spöck allerdings vom Schicksal schwer getroffen: Er hatte in Slowenien einen Autounfall, bei dem die Mutter seiner Tochter und seine eigene Mutter ums Leben kamen. Er und seine damals siebenjährige Tochter überlebten mit teils schweren Verletzungen.
Spöck, der im Sommer in Techelsberg wohnt, meisterte die Zeit als Alleinerzieher. „Viele Leute im Ort und vor allem in der Schule haben mir dabei sehr geholfen“, erinnert sich Spöck, der sich nach der Tragödie schon bald wieder in seine Arbeit stürzte.
Der Kultur-Netzwerker – er war 1990 im Auftrag des Bundes in den USA, um die Szene „zu erkunden“– baut auf viele Jahre Job-Erfahrung im Ausland. Unter anderem bei einer amerikanischen Ölfirma in Dubai und als Kunsthändler. „Wirt wurde ich zufällig. Eigentlich suchte ich Anfang der 80er-Jahre in Klagenfurt nur ein kleines Geschäft, in dem ich Batiken verkaufen wollte.“
Spöck plant mit 65 noch immer mit Leidenschaft das Kulturprogramm, gleichzeitig sucht er aber Nachwuchs für den Verein. „Junge Geister, die einsteigen wollen, sind willkommen!“Dasselbe gilt auch für das „Raj“, das derzeit nur bei Veranstaltungen öffnet. „Wer so ein Wirtshaus führen will, soll sich bei mir melden.“