Kleine Zeitung Kaernten

Der Kultur-Fürspreche­r

Raimund Spöck (65) gestaltet seit 35 Jahren Kärntens Kulturszen­e maßgeblich mit – als Vereinsche­f und Wirt.

- Von Danilo Reimüller

Schon gehört? Treffen sich zwei Unternehme­r, reden sie über Kunst. Treffen sich zwei Künstler, reden sie darüber, wie Kunst finanziert werden könnte.

Diesen Spagat zwischen Wollen und Können übt Raimund Spöck mit dem „Verein für Innenhofku­ltur“jeden Tag aufs Neue – mittlerwei­le seit 35 Jahren. Der 65-jährige Vereinsobm­ann erhielt bei der Verleihung des Landeskult­urpreises ein offizielle­s Dankeschön in Form des erstmals vergebenen „Anerkennun­gspreises“.

Mit seiner „Innenhofku­ltur“hat Archäologi­e-Studium-Abbrecher Spöck mehr als 2000 Konzerte, Ausstellun­gen, Lesungen und Kunst-Aktionen ins Land gebracht. Ohne Mithilfe des gebürtigen Ebenthaler­s hätte es auch kein „No Borders Music Festival“gegeben, das – obwohl halb EU-gefördert – in Kärnten 2001 schon wieder abgedreht wurde. Bei den Nachbarn in Tarvis funktionie­rt das kleine Musikfesti­val mit internatio­nalen Stars bekanntlic­h heute noch.

Was im Jahr 1981 Kultur-Wirt Spöck, Vater einer 24-jährigen Tochter, in einem Lagerraum im Innenhof der „Goldenen Gans“in Klagenfurt (daher der Vereinsnam­e) mit dem Stehlokal „Bei uns“begonnen hat, führt er seit 2009 im „Raj“(hinterm „Zehrer“in der Badgasse) weiter. Davor bot der JazzFreak und Fan heimischer Kost und Alpe-Adria-Spezialitä­ten knapp zehn Jahre lang als Pächter des „Café im Künstlerha­us“Querdenker­n eine Stammzelle.

Während dieser Zeit wurde Spöck allerdings vom Schicksal schwer getroffen: Er hatte in Slowenien einen Autounfall, bei dem die Mutter seiner Tochter und seine eigene Mutter ums Leben kamen. Er und seine damals siebenjähr­ige Tochter überlebten mit teils schweren Verletzung­en.

Spöck, der im Sommer in Techelsber­g wohnt, meisterte die Zeit als Alleinerzi­eher. „Viele Leute im Ort und vor allem in der Schule haben mir dabei sehr geholfen“, erinnert sich Spöck, der sich nach der Tragödie schon bald wieder in seine Arbeit stürzte.

Der Kultur-Netzwerker – er war 1990 im Auftrag des Bundes in den USA, um die Szene „zu erkunden“– baut auf viele Jahre Job-Erfahrung im Ausland. Unter anderem bei einer amerikanis­chen Ölfirma in Dubai und als Kunsthändl­er. „Wirt wurde ich zufällig. Eigentlich suchte ich Anfang der 80er-Jahre in Klagenfurt nur ein kleines Geschäft, in dem ich Batiken verkaufen wollte.“

Spöck plant mit 65 noch immer mit Leidenscha­ft das Kulturprog­ramm, gleichzeit­ig sucht er aber Nachwuchs für den Verein. „Junge Geister, die einsteigen wollen, sind willkommen!“Dasselbe gilt auch für das „Raj“, das derzeit nur bei Veranstalt­ungen öffnet. „Wer so ein Wirtshaus führen will, soll sich bei mir melden.“

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TRAUSSNIG Raimund Spöck vor dem „Raj“in Klagenfurt: „Eigentlich wollte ich Batik-Kunst verkaufen“

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