Der Busexperte baut aus
Flixbus hat Fernbusreisen wieder cool gemacht. Die Dominanz ist groß, auch weil nationale Partner das Netz größer machen. Nicht überall wird das bejubelt.
Als 2013 der deutsche Fernbusmarkt liberalisiert wurde, bezogen die Goldschürfer ihre Positionen. Vier Jahre später darf sich ein großer Profiteur im Wachstumslicht sonnen: das 2011 gegründete Münchener Start-up Flixbus hat sich – nach Übernahmen der deutschen Konkurrenten MeinFernbus oder Postbus – als Branchenprimus etabliert. Auch in Österreich: 2016 griffen 2,7 Millionen Fahrgäste auf die grünen Busse zurück – um 80 Prozent mehr als ein Jahr davor.
Von Flixbus als „unabhängige Regieebene“, spricht Ludwig Richard. Der Busunternehmer (Dr. Richard) ist ein Partner der ersten Stunden und wickelt viele Flixbus-Angebote operativ ab. Die Kooperation sei fruchtbar, wenngleich, so Richard, es eine Zeit lang „zum Nachdenken anregte“, dass es „ausgerechnet ein Start-up brauchte“, um Busreisen neu zu denken. „Wir wären vielleicht unter die Räder gekommen“, beschreibt auch Thomas Blaguss (Blaguss Reisen) den einstigen Antrieb, Geschäfte mit Flixbus zu machen, eher nüchtern als enthusiastisch. Heute ist er froh, Teil des Puzzles zu sein – auch weil den etablierten Busunternehmern von Flixbus strategische Kompetenz und Gesellschaftsanteile eingeräumt wurde. Wichtig sind die „superstarken Partner“(FlixbusBoss André Schwämmlein) für den Durchstarter auch aus dem simplen Grund, dass es in Österreich nicht einfach ist, innerstaatliche Linien neu zu betreiben. Blaguss, Dr. Richard & Co. haben indes – nach langen Wegen durch den Behördendschungel – diese Genehmigungen hart erkämpft. Nur deshalb kann Flixbus auch mit Inlandsreisenden weiter Bekanntheit aufbauen.
Ab April kooperiert Flixbus etwa stärker mit Westbus, der wiederum zu Blaguss gehört und zum Beispiel Graz-Klagenfurt fährt. Ob die Marke Westbus über kurz oder lang verschwinden könnte? Thomas Blaguss: „Die Vermutung liegt sehr nahe, dass bald alle Busse grün sind.“
Dr. Richard wiederum hat sich in Österreich, und speziell im Süden, durch die Kooperation mit Springer Reisen stark aufgestellt. Ob es da bald auch mit Startpunkt Klagenfurt oder Villach neue Fernreisen geben wird, die in das Flixbus-Netz einfließen? Ludwig Richard kryptisch: „Was nicht ist, kann ja noch werden.“Seit Herbst bleiben ja weitere grüne Busse in Villach stehen, die nach Rom, Florenz oder Udine fahren. Ab April wird Graz zudem als Knotenpunkt in Richtung Ungarn (Balaton), Slowenien oder Kroatien ausgebaut.
Übrigens: Nicht überall wird der rasante Aufstieg der Münchener bejubelt. In Deutschland liegt der Marktanteil – gemessen an Fahrplankilometern – heute bei 90 Prozent. Kommentatoren ächzen, es habe nach der Liberalisierung also genau drei Jahre gebraucht, um ein neues Monopol geschaffen zu haben.