Abgründe
Einschlägig Vorbestrafter (72) wegen Kindesentführungsversuchs angeklagt.
Wegen versuchter Entführung einer Elfjährigen, die, wie er, in Wölfnitz wohnt, musste sich ein 72-Jähriger am Freitag in Klagenfurt vor Gericht verantworten. Er soll das Mädchen im Oktober 2014 auf einem Waldweg an den Armen gepackt und versucht haben, es in seinen Pritschenwagen zu zerren, um es sexuell zu missbrauchen.
„Es ist schon sehr spekulativ von der Staatsanwaltschaft“, sagt seine Verteidigerin Daniela Lackner: „Das stützt sich nur auf das getrübte Vorleben des Angeklagten.“Sie werde „Freispruch, wenn auch in dubio pro reo“beantragen.
„Getrübt“ist sein Vorleben, da der pensionierte Maurer, der noch arbeitet, wegen sexuellen Missbrauchs von Jugendlichen vorbestraft ist. „Wegen Kleinigkeiten, blöd reden“, sagt er, „das ist ja verjährt.“„Die ältere Vorstrafe ist verjährt“, sagt Richterin Barbara Baum, „Die vom 16. 4. 2013 ist nicht verjährt.“
Dem Opfer, um das es in dem Prozess geht, soll er schon einmal, als es sieben Jahre alt war, aufgelauert haben. Er habe mit Geldscheinen gewinkt, sagte das Kind unter Tränen. Das Ver- fahren wurde wegen Mangels an Beweisen eingestellt.
Er habe auch später „nichts getan“, beteuert der Mann. Das Mädchen habe er „im Fernsehen zum ersten Mal gesehen“, behauptet er und meint die kontradiktorische Befragung via Video, die im Vorfeld stattgefunden hat. Die Familie des Kindes, „alle Stirzler, Alkoholiker“, wolle ihm „was anhängen.“
Bilder, die die Polizei in seiner Wohnung fand, zeigen Kinder – auch beim Baden. Das Foto einer „vor 20 Jahren“Siebenjährigen, „einer Bekannten“, steckt in einem Rahmen in Herzform. „Warum hält sie die Hände vors Gesicht“, fragt die Richterin. „Ist mir gar nicht aufgefallen“, sagt der 72-Jährige, der auch betont: „Wenn eine 14Jährige Ja sagt, würde ich schon wollen. Das ist nicht verboten.“
Auch einen Kalender fanden die Polizisten. „Haben Sie den hingelegt“, fragt die Richterin. Der Angeklagte lacht. Mit Kalendereinträgen, laut Grafologen zu verschiedenen Zeiten erstellt, und mit einem Lieferschein argumentiert der Mann, der mehr zu fürchten scheint, als Pfuscher aufzufliegen, als wegen eines Verbrechens bis zu fünf Jahre Haft auszufassen. Zur Tatzeit habe er in Maria Saal
Baumaterial entgegengenommen. Der angebliche Lieferant, der das mit einem Wortschwall bestätigt, lebt ebenfalls in Wölfnitz. Er kennt ihn „seit der Kinderzeit“, habe ihn aber seit Monaten nicht gesehen und nie mit ihm über den Fall gesprochen.
Als Zeugin befragt, sagt die Mutter des Mädchens, schon ihre Mutter habe sie einst vor dem Mann gewarnt. Ihre Tochter sei seit dem Vorfall „völlig verändert.“Sie wage es nicht, „allein irgendwohin zu gehen“.
Laut psychiatrischem Gutachten ist der Angeklagte zurechnungsfähig. Und pädophil.
Der Prozess wurde vertagt.